: Krankenhäuser in Not
Nichtstaatliche Kliniken in finanzieller Bedrängnis: Krankenhaus Mariahilf rechnet mit Stellenabbau, Schließungen dementiert ■ Von Silke Mertins
War das Hafenkrankenhaus nur der Auftakt? Angespannte Gesichter gestern auf der Mitarbeiterversammlung des Krankenhauses Mariahilf in Harburg. Der ärztliche Direktor Werner Viehweg sollte vor allem eines klarstellen: Was stimmt an den Schließungsgerüchten? „Keiner muß nun auf Jobsuche gehen“, sagte der 49jährige. Die finanzielle Situation des katholischen Krankenhauses sei „in der Tat schwierig“, aber „nicht das Aus“.
Dennoch müsse man sich über die „Strukturen des Hauses“Gedanken machen und den schrumpfenden Geldtöpfen „etwas Ausgereiftes entgegensetzen“, um nicht Gefahr zu laufen „über den Löffel barbiert“zu werden. „Viel Zeit bleibt nicht“, rauft Viehweg sich die Haare. Höchstens Monate.
Ein „erhebliches Defizit“sei zu beklagen. Schlimmer noch: Mit den Krankenkassen hat sich das Mariahilf noch nicht einmal auf ein Budget für das laufende Jahr geeinigt. 40 Millionen Mark bekam die Klinik mit 520 Beschäftigten und 308 Betten bisher für die Behandlung von 10.000 PatientInnen. Bei einer Absenkung von 15 Prozent, so Viehweg, „können die Kassen gleich zur Beerdigung kommen.“
In die mißliche Lage hineingeraten ist das Mariahilf, weil es sich weigerte, eine „Pauschalvereinbarung“zu unterschreiben, „in der Hoffnung, einen doch noch anderen Abschluß zu erreichen.“Und wenn nicht? Der Träger, ein katholischer Orden, „steht voll hinter unserem Krankenhaus“, versicherte Oberin Johannita. Rückfrage: „Finanziell oder moralisch?“
Mit Stellenabbau „muß man rechnen“, sagte Viehweg. Schlecht bestellt ist es vor allem um die Abteilungen, die alle Krankenhäuser haben: Chirurgie und Inneres. Neben Frauenheilkunde und Kinderabteilung müßten weitere Schwerpunkte her. Für die Intensivbetreuung von Neugeborenen „haben wir zwar den Auftrag der Behörden, aber die Kassen wollen nicht zahlen.“Überhaupt ändere sich die Gesetzeslage schneller als die Verwaltung nachkomme, „oft, bevor sie überhaupt in Kraft getreten ist“.
In Bedrängnis sind auch die Krankenhäuser geraten, die ihren Schwerpunkt auf die „Anschlußbehandlung“setzen und die Oma mit Oberschenkelhalsbruch nach der Operation bis zur Entlassung versorgen. Die „Fallpauschale“reiche nicht aus, bestätigt Jürgen Abshoff von der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft, dem Dachverband aller Kliniken. Betroffen ist das Bethanien-Krankenhaus, das allerdings dementierte,„gefährdet“zu sein. Man halte am „Fortbestand des Krankenhauses fest“.
Auch das finanziell klamme Evangelische Krankenhaus Alsterdorf bestritt jegliche Not. „Wir sind aus dem Schneider“, sagte Sprecherin Ursel Heise. Das Defizit der 213-Betten-Klinik mit 300 Angestellten schrumpfe. 1997 seien's nur eine halbe Million Mark. „Wir machen uns keine Sorgen mehr.“
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