Die Dresdner Bank sucht Anschluß

■ Nach der Fusion der bayerischen Banken sucht die bis dahin zweitgrößte Bank Deutschlands nach neuen Strategien. Der Chef schielt nach den internationalen Märkten und will eine Allianz mit der Allianz

Berlin (taz/rtr) – Gerüchte über Fusionen im Bankengewerbe puschten auch gestern die Aktien der deutschen Banken in die Höhe. Angeheizt hatte die Phantasie Jürgen Sarrazin, Vorstandssprecher der Dresdner Bank. Um 120 Millionen Mark werde die Dresdner Bank ihr Grundkapital ab sofort aufstocken, kündigte Sarrazin gestern bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz an. Mit der Emission neuer Aktien „sollen insbesondere die Spielräume für strategische Maßnahmen erweitert werden.“

Darauf hatten die Anleger gewartet. Roch das nicht nach Fusion, Übernahme, Megabank? Nachdem in der vergangenen Woche die Bayerische Vereinsbank und die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank ihren Zusammenschluß verkündet hatten, wartet die Branche auf die nächste Großoffensive einer deutschen Bank. Der Aktienkurs der Dresdner Bank schoß bis Handelsschluß um 2,35 Mark auf 85,20 Mark hoch.

Selbst mäßigende Worte von Vorstandssprecher Sarrazin konnten die Euphorie nicht dämpfen. „Wir haben kein Interesse, uns in Deutschland an einem Finanzunternehmen zu beteiligen“, sagte Sarrazin. „Wir verhandeln zur Zeit nicht.“ Ihn interessiere vielmehr, das Investmentbanking-Geschäft auszubauen. Und das läuft nun mal an den Finanzplätzen in London oder New York.

Aus dem Geschäft mit Anleihen und Aktien schöpfte die Dresdner Bank bereits im vergangenen Jahr über 40 Prozent ihres Umsatzes. Maßgeblich dazu beigetragen hat die Übernahme des britischen Investmenthauses Kleinwort Benson im Jahr 1995. Damit ist die Dresdner Bank neben der Deutschen Bank die einzige deutsche Bank, die von London aus am lukrativsten Geschäft der Bankenzukunft teilhat. In den ersten sechs Monaten 1997 ist das Betriebsergebnis der Dresdner Bank um 23 Prozent auf 1,7 Milliarden Mark angewachsen.

Auswirkungen hat der bayerische Coup auf die Dresdner Bank aber dennoch. Die Münchener Banken hatten als ein strategisches Ziel ihrer Fusion angekündigt, stärker in der Immobilienfinanzierung mitmischen zu wollen. Die bayerische Doppelbank wird ab Oktober die größte europäische Bank in diesem Segment sein. Außerdem werden die Bayern das zukunftsträchtige Versicherungsgeschäft in ihren Filialen ausweiten. Dazu hat maßgeblich der Versicherungskonzern Allianz beigetragen, die Großaktionär bei der neuen bayerischen Bank sein wird.

Sarrazin möchte in Zukunft ebenfalls stärker mit der Allianz zusammenarbeiten. Die Dresdner Bank hält zehn Prozent der Allianz-Aktien, die Versicherung wiederum ist an der Bank mit rund 22 Prozent beteiligt. Das Bundeskartellamt bemängelte diese Überkreuzverflechtung einst als störend für den Wettbewerb. Sarrazin jedoch sieht hierin „einen wesentlichen Punkt der strategischen Überlegungen“. Er will mit der Allianz die Vermögensverwaltungen beim Bausparen und Immobilienaktivitäten ausbauen. ufo