Rumba's coming home

■ Sam Mangwana – früher Elfenbeinküste, heute Paris – bei den Heimatklängen

Weltmacht Kuba, muß man wohl sagen, war doch die kleine Karibikinsel zumindest in den Fünfzigern ein Global Player der ersten Garnitur. Wie ein Lauffeuer gingen die kubanischen Klänge damals um die Welt und stießen fast überall auf fleißige Adepten, die sich den importierten Sound aneigneten.

Bis heute haben sich diese Spuren des kubanischen Kulturimperialismus unwiderruflich eingebrannt, und das in Lateinamerika überaus erfolgreiche Orchestra de la Luz aus Japan oder das Africando-Projekt des senegalesischen Produzenten Ibrahima Sylla stellen noch heute unter Beweis, daß die Kopie bisweilen das Original übertreffen kann. Soweit zu den Epigonen.

Anders liegen die Dinge bei Sam Mangwana. Schon die ersten instrumentalen Klänge seiner Begleitband, die mit quirligen Gitarren und süßlichen Bläsermelodien den Heimatklänge-Abend einstimmt, bevor Sam Mangwana höchstselbst die Bühne betritt, sie verdeutlichen, daß hier eine etwas andere Definition von Rumba vorherrscht. Kuba ist ganz weit weg, und die afrikanische Mixtur animiert weit mehr zum Schunkeln als zum Salsatanzen – ganz nett, aber das Konzert plätschert ohne echte Höhepunkte dahin.

Erst als Sam Mangwana zwei Ladies auf die Bühne ruft, mit ihren hochtoupierten Haaren Aretha Franklin in jungen Jahren ähnelnd, damit diese dem deutschen Publikum doch vorführen, wie man in den Fünfzigern in Kinshasa, damals noch Leopoldsville, den Cha-Cha-Cha tanzte, gerät ein bißchen mehr Bewegung ins Zeltrund des Tempodroms. Die beiden Damen, eingehüllt in ihren ausstaffierten Kleidern wie in Silberpapier gewickelte Weihnachtsgeschenke, wirbeln routiniert die Hüften, daß einem schwindelig wird, und stehlen Mangwana glatt die Show.

Dann ist Pause – und Zeit für einen Rückblick: Rumba's coming home, sagte man sich in West- und Zentralafrika in den Fünfzigern, aber schon bald fügte sich der karibische Rhythmus unter den Händen seiner afrikanischen Aficionados in eine ganz eigene Form, die man zwar mangels besserer Bezeichnung auf den Namen Rumba- Rock und später Soukous taufte, die aber mit der ursprünglichen Vorlage nicht mehr allzuviel gemein hatte. Was auch nicht weiter schlimm war, denn als „international style“ wurde der Kongo- Rumba bald in ganz Afrika populär. So populär, daß die Regierungen mancher Nachbarländer eine Radionote reklamierten für die Musik aus Zaire, um deren Einfluß einzudämmen.

Sam Mangwana ist nicht ganz unschuldig an der panafrikanischen Popularität dieser Musik, schließlich gehört er zu den ganz großen Vokalisten des Genres, der im Laufe seiner nunmehr über zwanzigjährigen Solokarriere zahlreiche Hits landete, weswegen er sich auch zu den am meisten raubkopierten Künstlern des Kontinents zählt.

Rumba bildet die Basis seines Amalgams, das mit den Jahren, in denen Sam Mangwana an der westafrikanischen Elfenbeinküste und im Pariser Exil lebte, lokale afrikanische Traditionen wie auch Calypso, Zouk und afrikanisches Highlife in sich aufsaugte – ein panafrikanisches Gemisch, das Sam Mangwana, der in zahlreichen Sprachen von Französisch und Portugiesisch bis Swahili und Lingala spricht und singt, mit Gefühl und Botschaft füllt.

Nach der Pause wird im Chor die Einheit Afrikas beschworen, und später animiert Mangwana hüpfend zum Mitklatschen. Doch die prekäre Lage in der Heimat, die nun wieder Kongo heißt, wirft ihre Schatten auch aufs Tempodrom. Wendo, eine Legende aus den Anfangsjahren des Kongo- Rumba, wurde leider die geplante Reise nach Berlin verwehrt, weil in den aktuellen Wirren sein Paß nicht rechtzeitig ausgestellt werden konnte. Daniel Bax

Heute und morgen, 21.30 Uhr; Sonntag 16 Uhr, Tempodrom