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Hamas-Aktivisten festgenommen

Hamas rechtfertigt den Selbstmordanschlag von Jerusalem. Israel verstärkt aus Angst vor neuen Attentaten die Sicherheitsvorkehrungen und schickt weitere Truppen  ■ Aus Jerusalem Georg Baltissen

Die radikale Palästinenserorganisation Hamas hat gestern in einer Erklärung den Selbstmordanschlag von Jerusalem als „echtes Zeichen der Wut der palästinensischen Bevölkerung“ und „konkrete Antwort auf die zionistischen Praktiken“ seit der Amtsübernahme des „Terroristen Netanjahu“ bezeichnet.

Nachdem die Polizei vor möglichen neuen Anschlägen gewarnt hat, hat Israel gestern seine Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land verstärkt. Weitere Truppen wurden nach Jerusalem gebracht. Hunderte von Soldaten kontrollieren nach Angaben des israelischen Rundfunks den Strand von Tel Aviv, der am jüdischen Schabbat ein vielbesuchtes Ausflugsziel ist.

Nach Rundfunkangaben nahmen israelische Truppen in der Nacht zum Freitag weitere 51 Palästinenser fest, die militanten islamischen Organisationen angehören sollen. Ein Sprecher erklärte, die Armee werde ihre Aktionen und Kontrollen noch verstärken und auf Moscheen und andere Hamas-Einrichtungen ausdehnen. Auch die palästinensische Polizei nahm mehrere Verdächtige fest, darunter den prominenten Hamas- Aktivisten Abdel-Aziz Rantisi, der erst vor wenigen Wochen aus einem israelischen Gefängnis entlassen worden war. Polizeichef Ghazi Jabali warnte Israel erneut davor, die Operationen in die Autonomiegebiete auszudehnen.

Weitere Abriegelung der Palästinensergebiete

Der israelische Verdacht, daß es sich bei den Attentätern um zwei 21jährige Palästinenser aus dem Dorf Dahariyeh bei Hebron handelt, hat sich nicht bestätigt. Eine DNA-Analyse bei verhafteten Angehörigen der beiden, die seit 15 Monaten vermißt werden, hat nach Polizeiangaben keine Übereinstimmung mit den Attentätern aufgewiesen.

Trotz Kritik aus dem In- und Ausland hält die israelische Regierung an der völligen Abriegelung der besetzten und autonomen palästinensischen Gebiete fest. Nach israelischen Angaben durften gestern lediglich medizinisches Personal und Rechtsanwälte die Straßensperren passieren. Am Donnerstagabend hatte die israelische Armee auch 40 Abgeordnete des palästinensischen Parlaments aus dem Gaza-Streifen an einer Straßensperre bei Ramallah zurückgewiesen. Die Abgeordneten verfügen als sogenannte VIPs über besondere Ausweise, die eigentlich ein freies Reisen ermöglichen. Präsident Jassir Arafat erklärte im Rundfunk, daß die Absperrung nur den radikalen Islamisten in die Hände spiele. Auch Ägyptens Präsident Hosni Mubarak appellierte gestern an Israel, die Maßnahmen zu lockern. Die israelische Regierung erklärte dagegen, nur aufgrund der rigiden Absperrung könne sie verdächtige Palästinenser aufspüren und festnehmen.

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