: Rätsel um ertrunkenen Rumänen
■ Oldenburger Flüchtlings-Initiative macht Behörden für Tod eines Asylbewerbers verantwortlich / Wachleute sollen ihn in die Hunte getrieben haben / Behörden weisen die Vorwürfe zurück
Oldenburg. Schwere Vorwürfe gegen die Behörden erhebt die Oldenburger Initiative für offene Grenzen im Zusammenhang mit dem Tod eines Rumänen, der am vergangenen Samstag in der Hunte ertrunken ist. Der 27jährige sei von Mitarbeitern des privaten Wachdienstes der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZASt) in den Tod getrieben worden. Asylsuchende BewohnerInnen der ZASt hätten beobachtet, wie der Mann verfolgt wurde und vom Gelände floh. Die Behörden schildern den Vorfall anders und weisen die Vorwürfe zurück. Die Staatsanwaltschaft wartet darauf, daß die Flüchtlingsini Beweise für ihre Darstellung liefert.
Der Rumäne Mihai Sandu oder Vasile Gogu – über die Identität gibt es unterschiedliche Aussagen – sei nur vom Pförtner begrüßt worden und dann einfach weggerannt, sagte ZASt-Leiter Markus Kosok. Über den Tod des Mannes sei er erst Tage später informiert worden.
Bereits eine Woche vor seinem Tod war der Rumäne aus der ZASt geflüchtet. Als ihn die Beamten der Ausländerbehörde abholen wollten, sprang er aus dem Fenster . Das bestätigt auch der ZASt-Leiter. Fünf Meter in die Tiefe. Der Abgrund konnte ihn nicht schrecken, so groß war offenbar die Angst, erneut nach Rumänien abgeschoben zu werden.
Wie er in der Hunte ertrinken konnte, ist für die Flüchtlings-Initiative rätselhaft: „Sicher ist, daß Mihai Sandu ein guter Schwimmer war und die Strömung der Hunte ungefährlich ist“, sagt ein Ini-Sprecher. Zeugen hätten Auseinandersetzungen zwischen dem Nord-Rumänen und den Sicherheitsleuten beobachtet.
Die Bezirksregierung Weser-Ems und die Oldenburger Kriminalpolizei bestätigen dagegen die Version des ZASt-Leiter Kosock, wonach der Rumäne unvermittelt geflüchtet sei, nachdem ihn der Pförtner erkannt hatte. „Der Mann ist vom ZASt-Gelände Richtung Hunte geflohen und dann ertrunken. Er ist dabei aber nicht verfolgt worden. Dafür gibt es zwei ZASt-Insassen als Zeugen“, berichtet Kripo-Leiter Heinz Hausenblas.
Danach habe die Polizei mit Tauchern die Hunte abgesucht. Gefunden worden sei der Rumäne aber erst Tage später. Für die Kripo ist der Fall damit abgeschlossen.
Damit will sich die Flüchtlings-Initiative nicht abfinden: „Es ist uns ein Rätsel, wieso die Ermittlungen so schnell abgeschlossen worden sind“, so ein Sprecher. „Es gibt weder von Seiten der ZASt und der Bezirksregierung noch von Seiten der Polizei ein Interesse, den Tod gründlich aufzuklären und die eventuell Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.“
Die Initiative will jetzt zur Wiederaufnahme der Ermittlungen zusätzliche Zeugen benennen. Darauf wartet zur Zeit die Staatsanwaltschaft Oldenburg. Dort ist noch ein sogenanntes Todes-Ermittlungsverfahren anhängig, das sich nicht gegen einen konkreten Verdächtigen richtet. Oberstaatsanwalt Gerhard Kayser wartet noch auf weitere Beweise, „die mir von den Flüchtlingsinitiativen angekündigt wurden“. Dabei handelt es sich bei dem Ertrunkenen um den 19jährigen Vasile Gogu. „Zumindest kümmert sich eine Familie Gogu um die Beerdigung“, berichtet Kayser.
Das Bundesamt für die Anerkennung von AsylbewerberInnen schweigt sich über die Identität des Toten aus. Bestätigt wird nur, daß der Mann aus Rumänien – „einem sicheren Herkunftsland“– stammt. Angaben über Asylgründe werden nicht gemacht. Jens Tittmann
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