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Der Glaube blieb

■ Der Marxist Jürgen Kuczynski, Grandseigneur der DDR-Gesellschaftswissenschaften, ist 92jährig gestorben

Er hoffte auch Jahre nach der Wende noch auf den Sozialismus, war sich ganz sicher, daß es einen zweiten Anlauf geben werde, war doch der Sozialismus Marke DDR nur ein „erster schlechter Versuch“ gewesen. Jürgen Kuczynski, der sich selbst einmal mit einem Gläubigen verglich, redet und schreibt nicht mehr: Der Grandseigneur der DDR-Gesellschaftswissenschaften ist in der Nacht zu Mittwoch kurz vor seinem 93. Geburtstag in seiner Wohnung in Berlin gestorben. In fast 4.000 Veröffentlichungen hat sich der überzeugte Kommunist mit dem Kapital auseinandergesetzt; mit ihm verband Kuczynski eine Art Haßliebe. 1930 trat der Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie in die KPD ein und stellte sich ganz in den Dienst der Partei. Der glühende Verehrer Lenins war nach Reisen in die Sowjetunion und Exil in London für die SED von Anfang an ein Paradiesvogel großbürgerlicher Herkunft. Er hat Funktionen ausgeübt, aber nach eigenen Angaben „nicht mitgemacht“. Bei Honecker ging er aus und ein, geißelte die mangelnde Effizienz der DDR-Wirtschaft und forderte mehr Demokratie. Stets beherrschte Jürgen Kuczynski die Kunst, es sich nicht mit den Mächtigen zu verscherzen. Tagesthema Seite 3

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