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Hamburgs Jusos hinter Barrikaden

■ Vernagelte Fenster nach rechten Drohanrufen im Büro der „Linksruck“-Strömung

Das Fenster ist vernagelt. Kein Schild hängt draußen, kein Hinweis darauf, was sich dort im Souterrain des Altbaus befindet. Auf lautes Klopfen öffnet sich zögerlich die Tür, eine Nase erscheint, ein ganzes Gesicht. Prüfend. Dann wird die Tür ganz geöffnet – willkommen im Büro der Juso-Strömung „Linksruck“.

Nicht immer verbarrikadierten sich die jungen Sozialdemokraten hinter Brettern und Drahtgittern. Doch neuerdings sehen sie sich im Visier von Hamburgs Neonazis. Seit sie eine Kampagne gegen den neurechten „Bund freier Bürger“starteten, auf den politischen Hintergrund der Partei hinwiesen und die Protestdemonstration Ende Juli maßgeblich mitorganisierten. Seither steht im „Linksruck-Büro“das Telefon nicht mehr still.

Erst fing es mit harmlosen Anrufen an, erzählt Ahmed Shah: „Ein Mann behauptete, interessiert an unserer antifaschistischen Arbeit zu sein. Durch die vielen Detailfragen wurde ich mißtrauisch.“Auf Nachfrage habe er dann zugegeben, selbst Mitglied des „Bunds freier Bürger“in München zu sein. Am nächsten Tag dann das gleiche Spiel mit einem anderen Neurechten. Als schließlich niemand mehr ans Telefon ging, wurden den Juso mehrfach das Deutschlandlied und Parolen wie „Deutschland den Deutschen“auf den Anrufbeantworter geblökt. Doch bedroht fühlten sie sich noch nicht.

Bis dann bei einzelnen Jusos auch privat Anrufe eingingen. Zum Beispiel vergangenen Freitag bei Ole Ralf vom Landesvorstand. „Ihr Schweine vom Linksruck, wir werfen euch 'nen Molli rein“, habe eine Männerstimme gerufen und abgeschlossen mit: „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Drei weitere Jusos mußten sich Ähnliches anhören. Und einer fand sich gar auf dem Band des Hamburger „Nationalen Info-Telefons“namentlich erwähnt. Die Konsequenz der Nachwuchs-Sozis: Hammer, Nägel, Feuerlöscher und Alarmanlagen.

Ihre Anti-Nazi-Kampagne wollen sie fortsetzen, denn „in Hamburg ist eine richtige Nazi-Plage“, findet Ahmed Shah. Die Deutsche Volksunion (DVU) plane drei Veranstaltungen, diesen Samstag im Wandsbeker Quarree, nächste Woche im Elbe-Einkaufszentrum, dann in Eidelstedt. Die Republikaner würden jeden Samstag Infotische in Bergedorf aufstellen, und die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) habe eine Demonstration für den 13. September angemeldet. Elke Spanner

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