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„Wir wollen gleichberechtigt sein“

■ Der Ministerpräsident von Montenegro, Milo Djukanović, über die Wahlen und die politischen Auseinandersetzungen in seinem Land

taz: Was hat die tiefe Krise in Montenegro für Ursachen?

Milo Djukanović: Einer der wichtigsten Streitpunkte ist der Status Montenegros in der Bundesrepublik Jugoslawien. Ebenso wie der montenegrinischen Präsident Momir Bulatović bin auch ich entschieden für die jugoslawische Idee. Ich glaube jedoch, daß Montenegro alle Voraussetzungen für eine grundlegende Gleichberechtigung im gemeinsamen Staat mit Serbien hat und so auch aktiv Einfluß auf die Bundesrepublik Jugoslawien nehmen sollte. Dabei denke ich vor allem an grundlegende politische und wirtschaftliche Reformen. Wir wollen ein Jugoslawien, in dem es nicht zum brutalen Fälschungsversuch des Volkswillens kommen kann wie bei den Kommunalwahlen in Serbien. Bulatović und seine Mitläufer sehen die Position Montenegros in Jugoslawien als untergeordnet an. Sie glauben, daß Montenegro den Anweisungen aus Belgrad folgen muß. Das ist für uns absolut unakzeptabel.

Wie beurteilen Sie Milošević?

Ich hatte keine positive Einstellung zur Nominierung Milošević' für das Amt des jugoslawischen Bundespräsidenten. Sicher haben wir mittlerweile sein Talent erkannt, außerhalb der Institutionen die Macht an sich zu reißen. Ebenso seine absolute Herrschaft in Serbien, wo er weder auf die Verfassung noch auf staatliche Institutionen Rücksicht genommen hat. Wir alle müssen uns die Frage stellen: Wird die Bundesrepublik Jugoslawien ein Land sein, in dem Verfassung und Gesetze oder ungezügelte Individuen herrschen?

Wenn Sie Präsident werden und Ihre Partei die Wahlen gewinnt, wird es zu einer offenen Konfrontation mit Milošević kommen?

Wir haben hier in Montenegro bei den Präsidentschaftswahlen mit Momir Bulatović Milošević als direkten Gegner. Ich glaube, daß wir diesen Kampf gewinnen werden. Mein Sieg bei den Präsidentschaftswahlen am 5. Oktober wird eine wichtige Etappe für den endgültigen Sieg aller Reformkräfte in Jugoslawien sein. Sollte Milošević weiter versuchen, demokratische Reformen zu verhindern, würde das zu seiner endgültigen politischen Niederlage führen.

Funktioniert der Bundesstaat?

Heute trennt Serbien und Montenegro eine Zollgrenze. Ein Teil der Zolleinnahmen verschwindet in Belgrad einfach aus dem Staatsbudget. Vor einigen Jahren ist die Bundespolizei vernichtet worden, um jetzt einen zentralisierten Bundessicherheitsdienst aufzubauen. Das alles ist eine unseriöse, kurzfristige Politik. Wir wollen, daß eine kompetente Staatsstruktur auf der Bundesebene geformt wird, die sich strikt an die Verfassung hält. Man kann sich nicht verbal für Jugoslawien einsetzen und in der Praxis Staatsgrenzen ziehen.

Sind Sie für eine vollständige Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal in Haag?

Es ist unentbehrlich, daß Jugoslawien in allen internationalen Organisationen mitwirkt und die internationalen Regeln akzeptiert. Es ist schön, mit dem Währungsfonds, etwas unangenehmer, mit dem Tribunal in Den Haag zusammenzuarbeiten. Aber das eine geht nicht ohne das andere. Interview: Andrej Ivanli

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