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■ Athenerin des Tages: Die Diskuswerferin, die zuviel TV sahBeatrice Faumuina (hofft auf Schlagzeilen)

Es war, natürlich, „der schönste Tag in meinem Leben“. So was sagen Sieger. Doch daß Beatrice Faumuina eine Siegerin werden und WM-Gold im Diskus nach Neuseeland holen würde, daran hatte sie nicht gedacht, als sie im Fernsehen die Olympischen Spiele von Barcelona betrachtete. Fasziniert von der scheinbaren Leichtigkeit, mit der das Sportgerät durch die Lüfte befördert wurde, begann sie vor vier Jahre ernsthaft zu trainieren, die letzten beiden davon unter Les Mills, einem früheren Commonwealth-Games-Sieger mit dem Diskus und inzwischen Bürgermeister von Auckland.

Die Leichtathletik hält in Neuseeland einen tiefen Schlaf, seit John Walker 1976 in Montreal über 1.500 Meter die olympische Goldmedaille erlief. Und Faumuina, deren Familie aus Samoa stammt, macht sich keine Hoffnungen, demnächst für die neuseeländischen Maori das zu werden, was Cathy Freeman für die australischen Aborigines schon ist. So hofft Faumuina nun ganz bescheiden auf „ein paar Front-Page- News“ zu Hause.

Wie immer bleiben Fragen: Auch Faumuina hat einen gewaltigen Leistungssprung hinter sich. In nur 12 Monaten verbesserte sie sich um fast viereinhalb Meter auf die diesjährige Weltjahresbestweite von 68,52 m. Nun muß man aber nicht gleich denken, was alle denken, schließlich ist Faumuina erst 22 Jahre alt, mithin noch sehr jung für eine vom Bewegungsablauf so komplizierte Disziplin. Daß ihre Technik lange nicht perfekt ist, gibt sie zu. Sowohl Qualifikation als auch Endkampf begann sie mit zwei ungültigen Versuchen und stand vor dem Ausscheiden, bevor die Scheibe weit flog, sehr weit.

So wird sie trotz der Goldmedaille weiter an ihrem Ziel arbeiten, jener Leichtigkeit des Seins, die sie damals im TV so bewunderte. to

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