: Selbstkritik statt Salsa
■ Kubanische Band bekommt nach Konzert sechs Monate Auftrittsverbot
Havanna/Berlin (AFP/taz) – Gegen eine der bekanntesten Salsa-Gruppen Kubas, Charanga Havanera, ist wegen einer von der Staatsführung als anzüglich eingestuften Vorführung ein sechsmonatiges Auftrittsverbot verhängt worden. Das staatliche kubanische Musikinstitut teilte am Samstag mit, außerdem seien gegen die Radio- und Fernsehtechniker, die bei der Live-Übertragung am Hebel saßen, Disziplinarmaßnahmen eingeleitet worden.
Charanga Havanera gelten als Pioniere des Hard-Salsa, einer Stilrichtung die sich auch Elementen aus Rock- und Hip-Pop-bedient. Bei den Weltspielen der Jugend vom 28. Juli bis 5. August war die Gruppe an der Uferpromenade der kubanischen Hauptstadt Havanna, dem Malecon, aufgetreten. Nach Angaben des staatlichen Musikinstituts soll sich das kubanische Publikum durch bestimmte Gesten und Worte der Gruppe beleidigt gefühlt haben. Details nannte das Institut nicht.
„Es ist durchaus möglich, Freude, Lebendigkeit und auch Erotik darzustellen, ohne daß man deshalb übertreiben und eindeutige Gesten zeigen muß“, hieß es in der kommunistischen Parteizeitung und einzigen überregionalen Zeitung des Landes, Granma. Die Musiker von Charanga Havanera sollten nun Zeit bekommen, ihr Programm und ihren Auftritt zu überdenken.
Die Techniker von Funk und Fernsehen hätten die Darbietung nach Einschätzung der Offiziellen unterbrechen sollen. Sie seien deshalb zu Disziplinarstrafen verurteilt worden, müßten vorübergehend ihre Arbeit einstellen und hätten einen öffentlichen Verweis erhalten.
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