: Sihanouk verwirrt Kambodscha
■ Asean-Außenminister erkennen neue Machtverhältnisse in Pnom Penh an. Der König taktiert mit Rücktrittsangebot
Singapur/Phnom Penh / Peking (AFP/AP) – Die südostasiatischen Asean-Staaten haben sich offenbar mit den neuen Machthabern in Kambodscha abgefunden. Nach der gestrigen Asean-Außenministerkonferenz in Singapur hieß es in einer Erklärung, die Lage habe sich verändert, nachdem der frühere Außenminister Kambodschas, Ung Huot, zum ersten Ministerpräsidenten berufen worden sei. Damit rückte die Organisation von Prinz Norodom Ranariddh ab, den sie zuvor stets als rechtmäßigen ersten Ministerpräsidenten des Landes anerkannt hatte.
Nach der gewaltsamen Machtübernahme Hun Sens Anfang Juli hatte Asean die geplante Aufnahme Pnom Penhs vertagt und dies mit dem Staatsstreich begründet. Der indonesische Außenminister Ali Alatas sagte gestern, seit dieser Entscheidung seien in Kambodscha entscheidende Entwicklungen eingetreten, unter anderem die Wahl Ung Huots. Alatas, der eine Asean-Delegation zur Beilegung der Krise in Kambodscha anführt, betonte, sie habe Hun Sen gedrängt, im kommenden Mai Wahlen abzuhalten. An Hun Sens Zusage habe sich bislang nichts geändert.
Auf die Frage, ob Asean die Wahl Ung Huots damit anerkannt habe, antwortete der philippinische Außenminister Domingo Siazon: „Asean erkennt Staaten an, nicht aber Regierungen.“
Einen Tag vor einem geplanten Treffen mit Ung Huot hat König Sihanouk sich gestern überraschend zum Abdanken bereiterklärt und damit für Verwirrung in dem krisengeschüttelten Land gesorgt. Der zweite Ministerpräsident und neue starke Mann Hun Sen müsse lediglich klarstellen, daß er Sihanouk nach einem Rücktritt nicht der Verschärfung der Krise bezichtigen werde, erklärte der 74jährige Monarch gestern.
Die beiden Premiers, Hun Sen und Ung Huot, reisten gestern nach Peking, wo sie heute von Sihanouk zu einer Audienz empfangen werden sollen. Die angebliche Bereitschaft zum Abdanken wurde von Beobachtern in Phnom Penh als taktisches Manöver gewertet. Der König, der den von Hun Sen an die Macht gebrachten Ung Huot ablehnt, wolle das Ausland unter Druck setzen, die derzeitige Situation nicht hinzunehmen.
Das Abdankgesuch habe er bereits vor über einer Woche verfaßt, erklärte der Monarch von Peking aus, wo er sich seit Monaten zur medizinischen Behandlung aufhält. Sihanouk hatte seinen Rücktritt in der Vergangenheit bereits mehrfach zur Durchsetzung politischer Ziele angedroht. Hun Sen hatte Anfang Juli Sihanouks Sohn Ranariddh, den bisherigen ersten Ministerpräsidenten, gewaltsam entmachtet.
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