: Drei Viertel Unmut
■ Lehrer-Personalräte weigern sich, 300 Teilzeitverträge zu unterschreiben
Etwa dreihundert noch nicht gültige LehrerInnen-Arbeitsverträge stapeln sich bei Hamburgs Schulbehörde. Unterschrieben von Amt und LehrerInnen, nicht aber von den Personalräten. Die haben sich geweigert. Denn die Verträge weisen den Unterrichtenden je eine Dreiviertel-Stelle als Angestellte zu. Die Personalräte möchten statt dessen Vollzeit-Beamtenstellen.
„Die Schulbehörde hat ihr Wort gebrochen“, schimpfte gestern Egon Tegge, der dem Gymnasien-Personalrat vorsitzt. Im Mai habe das Amt angekündigt, die 300 BerufsanfängerInnen als BeamtInnen einzustellen. Kurze Zeit später entschieden Senatorin Rosemarie Raab (SPD) und Landesschulrat Peter Daschner, daß nach den Sommerferien nur Teilzeit-Stellen vergeben werden. So möchte Raab mehr BerufsanfängerInnen beschäftigen. Wenn jeder eine Dreiviertel-Stelle hat, teilen sich eben vier Menschen drei Arbeitsplätze.
Hätten die LehrerInnen eher davon gewußt, wären viele nicht in Hamburg geblieben, meint Egon Tegge. „Einige haben bessere Angebote aus der Wirtschaft und anderen Bundesländern sausen lassen.“Außerdem bringe die Dreiviertel-Regel Frust statt Jobs. Weil viele Lehrer sich ohnehin Arbeitsplätze teilen, könne man die Stellen nicht mehr aufsplitten. Die Praxis habe daher Senatorin Raabs Theorie längst überholt, kritisiert Tegge. Zwar sind die Arbeitsverträge ohne die Unterschriften der Personalräte grundsätzlich ungültig. Die LehrerInnen müssen aber unterrichten, bis eine Einigungsstelle den Streit geklärt hat. Die arbeitet bereits.
Während die Schulbehörde jedoch auf den Teilzeit-Verträgen besteht, wollen die Personalräte nicht bis zum bitteren Job-Ende streiten. Denn Egon Tegge weiß, daß ein Boykott der Verträge im Zweifel Arbeitslosigkeit für die LehrerInnen bedeuten würde. „Und wir werden nicht dafür sorgen, daß jemand auf der Straße landet.“ juw
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