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Blondis auf Kamelen

■ Erstes Kamelrennen in Hoppegarten bei Berlin: Blonde Reiterinnen bevorzugt

Berlin (dpa/taz) – Wobran hat gelbe, krumme Zähne und X-Beine. Er riecht ein wenig streng und grölt manchmal unerzogen in die Menge. Doch das ist Daniela egal. Für die 20jährige Studentin ist Wobran der Favorit unter den elf Kamelen, die gestern zum europaweit ersten professionellen Kamelrennen in der Galopprennbahn Hoppegarten bei Berlin antraten (siehe taz vom 15.8.). Mit Tränen in den Augen steht die brünette Frau da und sieht ihren Liebling in Richtung Start schreiten.

Eigentlich hätte sie vor den 30.000 Zuschauern auf seinem buckligen Rücken sitzen sollen. Doch kurz vor dem Start entschied sich der arabische Trainer für eine andere Frau. „Nur weil sie blond ist“, sagt Daniela.

Fünf Wochen hat die Studentin auf dem Kamel trainiert, nun kann sie zusehen. Tatsächlich starteten im ersten von sechs Läufen nur blonde Frauen. Leicht kauernd saßen sie auf den exotischen Spitzensporttieren, die erst galoppieren und dann nach einer Weile in einen gemütlichen Trab fallen oder sich auch mal kurz niedersetzen. „Jala, Jala!“ schreien die weiblichen Jockeys und wedeln mit den Treiberstöcken – „schneller, schneller!“ heißt das. Es geht um den Sieg beim Deutsch-Arabischen Freundschaftscup, und die strahlende Siegerin heißt Fritzi Pape auf Mlih.

Daniela ist sauer. Die schönste Frau werde einfach auf das schnellste Kamel gesetzt. Im Orient starten ausschließlich Jungen zwischen 10 und 15 Jahren. Doch nach dem zweiten Rennen kommt für sie die Wende: Nun startet sie doch – zwar nicht auf Wobran, sondern auf dem Wallach Falid. Dann gewinnt die 20jährige mit den braunen Haaren den Großen Preis von Brandenburg. „Die Trainer stellen ganz kurzfristig nach Tageskondition um und haben die letzte Entscheidung“, so ein Sprecher. Zu den arabischen Ministern hatte sich auch Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) gesellt. Und vor den Toren der Rennbahn protestieren Tierschützer.

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