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Gerne geschmacklos: Beim Schlagermove feiern junge Menschen die Freunde ihrer Eltern

Merkwürdig. Eigentlich sollten junge Menschen Schlager hassen. Es ist doch die Musik ihrer Eltern, etwas, was die Jugend immer schon verabscheut hat, oder? Fehlanzeige. Was vor zwei Jahren als kleiner Witz am Rande der Techno-Szene begann, wächst sich mittlerweile scheinbar zur Massenbewegung aus. Statt sich endlich mit Grauen an pappnasenbewehrte Silvesterfeten im Partykeller zu erinnern und die traumatischen Erlebnisse mit therapeutischer Unterstützung aufzuarbeiten, kürt die Menge Dieter Thomas Kuhn zum Superstar.

Der Höhepunkt der kollektiven Marianne-Rosenberg-Psychose wird an diesem Wochenende zelebriert: Der erste „ultimative“Schlagermove sorgt am Samstag für Lärmbelästigung auf dem Kiez. 14 Trucks werden am Spielbudenplatz starten, etwa drei Stunden lang umherziehen und die Anwohner beschallen. Mitglieder der Hamburger, Kieler und Bremer Schlager-Club-Szene sind angemeldet, aber auch die New Generation-Seniorengruppe ist mit einem eigenen Gefährt vertreten. Als Spezialgag werden das Neue Metropol Theater und die Gruppe name einen Buddy-Holly-Cadillac und einen alten Postbus aufbieten.

Auf Kunstrasen und unter bunten Lichterketten steigt darin eine Love-Bus in progress genannte Performance. Wer das alles unbeschadet übersteht, ist zur Abschlußparty in die Fischauktionshalle eingeladen. NORA-Moderatorin Uwe Arkuszewski, Chris Rabatz und die Freiwillige Feuerwehr New York sollen Partystimmung garantieren. Über die Versorgung mit Knabberspaß ist nichts bekannt, aber die rührigen Veranstalter werden sicher auch daran gedacht haben.

Ein Motto gibt es natürlich auch: „Schlager gegen Gewalt“lautet es und wird vom Mitveranstalter Kai Bäätjer vom Multiclub als generationsübergreifendes Harmoniestreben interpretiert. „Techno ist laut, jeder hüpft für sich allein und wird ständig angerempelt“, sagt Bäätjer. „Schlager kann man mitsingen, und das gemeinsame Singen ist oft lauter als die Musik selbst.“

Der Multiclub rechnet mit mindestens 30.000 Teilnehmern. Alle Schlagerfans von sechs bis 66 Jahren sind aufgerufen, den Generationskonflikt zu Grabe zu tragen. Das immerhin muß gelobt werden: Wenigstens die Jüngsten bleiben verschont.

Barbora Paluskova

Schlagermove: Sa, 23. August, 17 Uhr, Spielbudenplatz. Zum Thema passend: Marianne Rosenberg: Sa, 18 Uhr, Stadtpark und Katja Ebstein: Sa, 20 Uhr, Alma Hoppes Lustspielhaus

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