: Kambodschas Kämpfer in Thailand
■ Truppen der verfeindeten kambodschanischen Premiers liefern sich schwere Kämpfe im Grenzgebiet zu Thailand
Bangkok/Phnom Penh (AFP/ dpa) – Die Kämpfe im Norden Kambodschas um die letzte Bastion des entmachteten Ersten Ministerpräsidenten Prinz Norodom Ranariddh haben sich am Mittwoch verschärft und auf den Nachbarstaat Thailand ausgedehnt. Truppen des neuen Machthabers und Zweiten Ministerpräsidenten Hun Sen schlossen den Ring um die umkämpfte Kleinstadt O'Smach enger. Sie waren thailändischen Militärsprechern zufolge nur noch wenige hundert Meter von der Hochburg Ranariddhs entfernt. Bei den Kämpfen drangen kambodschanische Truppen auf thailändisches Gebiet vor. Zunächst war nicht klar, ob es sich bei den Eindringlingen um Anhänger Hun Sens oder Ranariddhs handelte. Thailändische Soldaten bereiteten sich darauf vor, die etwa 200 kambodschanischen Kämpfer wieder zurückzudrängen.
Wie ein thailändischer Militärsprecher berichtete, tobte ein intensiver Kampf um die Kleinstadt O'Smach nahe der thailändischen Grenze. Anhänger Ranariddhs versuchten mit schwerem Geschütz die vorrückenden Truppen Hun Sens aufzuhalten. Der behauptete in Phnom Penh, O'Smach sei bereits am Dienstag in die Hände seiner Truppen gefallen. Ein thailändischer Militärsprecher dementierte das.
Der Rundfunksender der Roten Khmer, die Ranariddhs Einheiten unterstützen, sagte gar, das Gebiet sei „mit den toten Soldaten Hun Sens gepflastert“. 7.000 technisch überlegene Regierungssoldaten sollen 4.000 Kämpfern Ranariddhs und der Roten Khmer gegenüberstehen.
Thailändische Armeevertreter in der Grenzregion schätzten den Übertritt kambodschanischer Truppen nach eigenen Angaben als „sehr ernst“ ein. Möglicherweise aber hätten die kambodschanischen Kämpfer die nur undeutlich ausgewiesene Grenze während der Gefechte unabsichtlich übertreten.
Der Strom der Flüchtlinge, die vor den Kämpfen über die Grenze nach Thailand flohen, hielt unterdessen an. Nach Angaben von Hilfsorganisationen in Bangkok haben etwa 35.000 Kambodschaner in Thailand Zuflucht gesucht. Die Regierung in Bangkok lehnte es am Mittwoch ab, den Hilfsorganisationen Zutritt zu den Flüchtlingslagern zu gewähren und die Flüchtlinge zu versorgen. „Wir wollen nicht, daß dies ein langfristiges Problem wird“, sagte Innenminister Saneh Thienthong.
Hun Sen sagte in einer Radioansprache, Kambodscha sei noch immer bereit für eine Aufnahme in den Verband Südostasiatischer Staaten (Asean). Doch Asean solle so schnell wie möglich über eine Aufnahme Phnom Penhs befinden, damit Kambodscha wisse, ob es „sich auf ein Leben im Asean oder alleine“ vorbereiten müsse. Der philippinische Staatschef Fidel Ramos sagte, eine Mitgliedschaft Phnom Penhs sei in greifbarer Nähe. Asean hatte Ende Juli die geplante Aufnahme Kambodschas wegen der innenpolitischen Turbulenzen ausgesetzt.
Hun Sen hatte am Wochenende die jetzige Offensive gegen die von Truppen Ranariddhs gehaltene Stadt O'Smach gestartet, um den Widerstand der Ranariddh-treuen Royalisten zu beenden. Ranariddh war Anfang Juli ins Ausland geflohen, nachdem Hun Sen gegen ihn gewaltsam geputscht hatte.
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