: Wo Plakatsheriffs patrouillieren
■ Bausenator Schulte will ein sauberes Bremen Illegale Plakate sollen endlich verschwinden
Zwei Plakatsheriffs werden auf Fahrrädern durch die Bremer Innenstadt Patrouille reiten. Als „Hüter des ordentlichen Stadtbilds“sollen sie zwanzig- bis dreißigtausend „wilde“Plakate gnadenlos und prompt beseitigen. Die Lizenz zum Putzen erhält das Saubermann-Duo von der Deutschen Städte-Reklame GmbH (DSR). Die Firma putzt bereits unter anderem in München und Frankfurt und besitzt in Bremen das Werbe-Monopol.
Sie stellte das Konzept des Projektes „Stadtkultur“gestern mit Bausenator Dr. Bernt Schulte vor.
Mit Maßnahmen gegen Wildplakatierung, Graffiti und Grünanlagensäuberung will der Senator die Stadt aufpolieren. Das habe er schon länger vorgehabt, da alle Versuche, Wildanschlag zu vermeiden, fehlgeschlagen seien. Deshalb habe er dem Hilfsangebot zugestimmt, sagte Schulte, der auch Aufsichtsratsmitglied der DSR ist.
Klaus Seeger, Justitiar und Projektleiter der DSR, erläuterte, das wilde Plakatieren sei ein alternativer Werbemarkt, auf dem allein in Bremen eine Million Mark umgesetzt werde. Die achzig Pfennig Lohn für illegale Plakatierer solle lieber die DSR für „stadtbildverträgliche“Werbung bekommen, warb Seeger. Demnächst soll es der illegalen Werbung an Kasten oder Bauzaun gehen. Die DSR wird versuchen, ein Drittel aller bevorzugten wilden Klebeflächen von den Eigentümern anzumieten und dann weiter zu vermieten.
Den Vorwurf, durch die Ausweitung der Werbeflächen größere Gewinne einnehmen zu wollen, stritt der Geschäftsführer der DSR, Egon Böttcher, ab. Die Stadt „bezahlt“diese Aktion mit zwölf Werbeflächen, die der GmbH kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Man werde allenfalls kostendeckend arbeiten, sagte Böttcher. Mit dem Ertrag werden dann die verbliebenen „illegalen“Flächen gesäubert.
Es gehe hier nicht darum, die eigene Kultur der wilden Plakate zu unterdrücken, sondern sie zu kanalisieren, versicherten der Bausenator und die DSR gemeinsam. Kleine Veranstalter und Kulturgruppen bekämen einen Sonderbillig-Preis. Der normale Obulus fürs Werben auf Flächen, wie zum Beispiel an Mauern und Brücken, läge bei dreißig bis fünfzig Pfennig pro Plakat und Tag. An den Kästen der Stadtwerke ist Werben allerdings Luxus. Ein Tag schlägt bei einem Plakat zwischen einer Mark und einer Mark fünfzig zu Buche. Dafür gibt es eine Plastikscheibe vor und einen Alurahmen um das Plakat. Ob sich die freien Plakatierer davon abhalten lassen, wird sich zeigen.
Zu besichtigen ist der erste „ordentliche“Kasten mit Rahmen an der Ecke Am Wall / Bürgermeister Smidt-Straße. Hinten drauf prangt ein großer, verschnörkelter Schriftzug. kk
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