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Harte Zeiten mit „Schweinehund“Sidka?

■ Werder-Chefcoach fordert vollen Einsatz gegen Bielefeld / Dörner spricht von „Sabotage“

Das Thema Dixie Dörner ist bei Werder Bremen abgehakt. „Wir müssen jetzt nach vorne schauen. Die Mannschaft liegt nach dem Spanien-Debakel am Boden“, gab der kommissarische Chef-Trainer Wolfgang Sidka als Devise aus. Er will heute vor der versammelten Mannschaft seine Antrittsrede halten. Dann heißt es noch zweimal trainieren, bevor die Mannschaft am Samstag ausgerechnet gegen Arminia Bielefeld auf die Alm muß. Sidka war dort 1994 als Trainer gefeuert worden.

Wichtig für Sidka ist eine engere Verflechtung der einzelnen Mannschaftsteile. „Angriff, Mittelfeld und Abwehr müssen miteinander verzahnt werden“, sagte er gestern. „Das Team muß eine Einheit werden – vom Schuhputzer bis zum Stürmer.“Sidka will die Mannschaft moralisch aufbauen. Er sei ein Freund der Spieler, solange diese die nötige Berufseinstellung mitbrächten. Stimmt diese nicht, wehrt sich Sidka auch nicht gegen die Bezeichnung „Schweinehund“, wie ihn ein Ex-Untergebener beim FC Oberneuland liebevoll nannte.

Bleibt zu hoffen, daß Sidka den Schweinehund in die Tat umsetzt. Sonst unterscheidet er sich nämlich – zumindest in seinen Äußerungen – nicht besonders von Dörner. Entsprechend war auch nicht viel Konkretes zum Spiel gegen Bielefeld zu hören. Die Taktik von Dörner werde er nicht grundlegend ändern. Ansonsten wolle er erst abwarten, ob Herzog und Wicky heil von ihren Einsätzen bei der Nationalmannschaft zurückkehren. Folgende Schlüsse zog der neue Übungsleiter aus dem Teneriffa-Desaster: „Die zwölf Gegentreffer waren für uns ein ordentlicher Schuß vor den Bug.“Darum hofft er auf einen Sieg gegen Bielefeld.

Bei der Frage, warum er nicht schon früher eingegriffen habe in die Trainungsführung von Dörner, wehrte Sidka ab. Er sei weisungsgebunden gewesen und konnte deshalb nicht eingreifen. Unterdessen trudeln bei Werder Bremen im Verhältnis 90:10 Glückwunschfaxe zum Rausschmiß des Trainers ein. Vizepräsident Klaus-Dieter Fischer berichtete zudem, daß die Entscheidung gegen Dörner bereits nach dem schwachen Pokalspiel gegen Oberhausen gefallen sei.

Der gefeuerte Dörner meldete sich unterdessen in einem Interview mit der Dresdner Morgenpost zu Wort. Er sieht in seinem Rausschmiß einen Fall von Sabotage. Nach seinen Angaben ist schon seit Weihnachten von Teilen der Mannschaft und des Präsidiums Unruhe ausgegangen. „Im Umfeld wurden immer stärkere Feindbilder gegen mich aufgebaut“, sagte der Ex-Trainer. Vizepräsident Fischer dementierte dies. Man habe die Leistung seit Dezember lediglich kritischer betrachtet. Zudem habe man mit der Verpflichtung der Assistenz-Trainer Burdenski und Sidka zur neuen Saison reagiert.

Manager Willi Lemke bestätigte erneut, daß die Suche nach einem neuen Cheftrainer intensiv fortgesetzt würde. Sidka habe solange jedoch die volle Unterstützung des Vereins und sei entsprechend mit allen Kompetenzen ausgestattet. Das gelte auch für die weiter offene Stürmerfrage. „Wenn er uns einen fähigen Kandidaten präsentiert, werden wir das Thema sicherlich diskutieren.“Auf genaue Summen für einen solchen Stürmer wollte sich Lemke allerdings nicht weiter festlegen. Jeti

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