piwik no script img

Unterm Strich

Hauptsache, die Nase stimmt: Gérard Depardieu sieht zwar nicht unbedingt aus wie General de Gaulle, aber der hatte immerhin einen ähnlich gewaltigen Zinken im Gesicht. Grund genug, daß Depardieu die Hauptrolle in einem De-Gaulle-Film übernimmt. Nach Informationen der Tageszeitung Le Monde wird die Handlung zu Beginn des Zweiten Weltkriegs einsetzen, als de Gaulle nach der Niederlage gegen Nazideutschland in London eine Exilregierung aufbaute. Bisher war de Gaulle, ein Mann von kräftiger Statur, im Kino zumeist nur als Silhouette im Hintergrund aufgetaucht. Auch Depardieu soll gezögert haben, obwohl er ja silhouettenmäßig durchaus einiges zu bieten hat. Erst nachdem er den Film „Nixon“ gesehen hatte, in dem Anthony Hopkins den früheren US-Präsidenten darstellt, ließ er sich überzeugen. Titel, Regisseur und Drehbeginn des De-Gaulle-Films stehen noch nicht fest. Also Zeit genug für Depardieu, seine Nase auf De-Gaulle-Format zu zwirbeln.

Wie bei allen ordentlichen sportlichen Großereignissen ist nun auch zur sogenannten Jahrhundertflut der obligate Bildband erschienen. Wenige Wochen nach dem Ereignis liegt das Buch zur Katastrophe vor, damit die Retter auch über den Tag hinaus gebührend bewundert werden können. Auf über 200 Fotos wird der dramatische Verlauf der Deichrettungsaktion im Oderbruch dokumentiert. Fünf Mark pro verkauftes Buch sollen den Hochwasseropfern in der Ziltendorfer Niederung zugute kommen. Außerdem ist der Band natürlich eine schöne Erinnerung an einen ereignisreichen Sommer.

Der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg hat sein Land aufgefordert, aus Selbstachtung mit der Aufarbeitung seiner Geschichte im Zweiten Weltkrieg zu beginnen. Es wäre falsch, wenn die Schweiz sich nur unter internationalem Druck mit der Rolle der Banken beschäftigen würde, sagte Muschg gestern im Deutschlandfunk. Diskutiert werden müsse auch der Neutralitätsstatus des Landes. Dieser sei nicht nur Selbstzweck, sondern Mittel der Politik. Während des Zweiten Weltkriegs habe in der Schweiz der Konsens gegolten, Adolf Hitler überleben zu wollen. Dazu seien fast alle Mittel recht gewesen. Nach 1945 habe dann aber bei vielen Schweizern das Gefühl überwogen, alles richtig gemacht zu haben. Für die internationale Kritik an der Veröffentlichung von rund 2.000 Konten zeigte Muschg Verständnis. Da darunter auch viele Adressen seien, die eindeutig dem Dritten Reich zugeordnet werden könnten, sei der Eindruck entstanden, es handele sich lediglich um eine Alibi- Übung der Banken.

Für „Peace in East and West“ tanzten am Wochenende 150.000 Techno-Fans ausgerechnet durch Hannover. Die Reincarnationparty zog sich sechs Kilometer lang durch die Innenstadt — immerhin das zweitgrößte Ravertreffen in Deutschland.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen