„Justiz 2000“

■ Akten sollen auffindbar werden

Taubenblau leuchtet die Justiz der Zukunft. Wo früher muffige Linoleumflure den Weg wiesen und staubige Aktenberge vor angegilbten Tapeten gestapelt wurden, sind die Wände heute freundlich blau. Die Aktenberge sind zwar noch vorhanden, daneben aber finden sich tatsächlich Computer. Gestern präsentierten Landgerichtspräsidentin Konstanze Görres-Ohde und Justizsenator Wolfgang Hoffmann-Riem stolz die „modernste Geschäftsstelle beim Landgericht“, genannt „Tandem V“.

„Der Vorteil eines Tandems ist, daß man zwischendurch mal ruhiger treten und Luft holen kann“, faßte Görres-Ohde die Vorzüge der Modernisierung zusammen. Damit pries sie eine der wesentlichen Neuerungen: Die Arbeitsteilung zwischen den Bediensteten einer Geschäftsstelle werde aufgehoben, „so daß, wenn jemand krank oder im Urlaub ist, das Tandem trotzdem fährt“. Durch ineinander übergehende Büros könnten die Akten zentral verwahrt werden, so daß sie leichter als bisher auffindbar seien.

Seit 1987 wurde damit die fünfte derartige Geschäftsstelle eingeweiht. Der Begriff, so belustigte sich Hoffmann-Riem, stehe für „Totale Aktenführung nur durch elektronische Medien“. Mit dieser Reform, Bestandteil des Großprojektes „Justiz 2000“, erreichen die Hamburger Gerichte allerdings auch nur einen Verwaltungsstandard, der bei Unternehmen der freien Wirtschaft längst üblich ist. Bislang sind Hamburgs RichterInnen über Computer nicht einmal an ihre Geschäftsstelle angebunden.

Elke Spanner