■ Standbild: Kühe in Halbtrauer
„Land am Rand“, So. 22.45 Uhr, ZDF
Der Mähdrescher hört auf den markigen Namen „Fortschritt K 430“. Seit 30 Jahren fährt Fritz damit nun schon die Ernte ein. Als er sich in der Hoffnung auf ein paar Mark Prämie an die Herstellerfirma wendet, erhält er nur eine lumpige Urkunde.
Die nordhessischen Bauern, deren Alltag Götz Penner in seiner Langzeitbeobachtung „Land am Rand“ dokumentiert, haben nichts mehr zu erwarten. Einfühlsam beobachtet Penner die Arbeit der Landwirte, deren Job aufgrund mangelnder Erträge zur Sisyphusarbeit geworden ist. 80 Bauernhöfe gehen täglich pleite. Trotzdem ist „Land am Rand“ kein trister Abgesang, sondern vermittelt auch eine schräge Heiterkeit, die den Alltag der Bauern bestimmt.
Die sorgfältig beobachteten Bilder alltäglicher Handgriffe zeigen, daß Reinhold, Fritz und Otmar sichtlich Spaß an ihrer Arbeit haben. Selbst wenn Otmar teure Chemie gegen Läuse verspritzt und ihm dann „abends schon ein bißchen schlecht wird“, macht der Film seine Situation transparent. Denn die „Umstellung auf Bio“ ist zwar „der Trend“, kann einem Bauern aber bei „30 Prozent Ertragseinbuße“ den Rest geben. Trotzdem läßt Otmar die chemische Keule nächstens im Schuppen.
Ein Blick zu den Nachbarn zeigt, daß Bauern nur in kapitalmächtigen Genossenschaften überleben, die sich teilweise umorientieren: „auf Kläranlagen“. Gegen diese Entfremdung will der Film nicht vorschnell anstinken, es geht ihm nicht um Wertung. Er versucht vielmehr liebevoll zu zeigen, was alles verlorengeht, wenn kleinere und mittlere Bauernhöfe nach und nach den Bach hinuntergehen. Sogar die Kühe auf der Weide blicken am Ende ein wenig traurig in die Kamera. Manfred Riepe
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