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Auf dem rassistischen Konsenskissen

■ betr.: „Schröder erpreßt Entwick lungsländer“, taz vom 22.8. 97

Es gibt da eine UNO-Einigung über den zu leistenden Betrag an sogenannter Entwicklungshilfe, und den haben die Industrienationen selbst auf 0,7 Prozent des jeweiligen Bruttosozialprodukts festgelegt. Halten tut sich da jedoch niemand dran, auch die BRD hat seit Jahren die 0,4-Prozent- Marke nicht überschritten. Jetzt die Asylfrage an die Leistungen für die ausgebeuteten Länder des Südens zu knüpfen, ist eine klasse Idee. So lange, bis die selbstgesetzte Almosengrenze eingehalten und über Wiedergutmachung für imperialistisches Wüten gesprochen wird, wird allen Menschen unabhängig der Fluchtursache die freie Wahl des Wohn- und Lebensortes selbst überlassen.

Daß sich das in Deutschland nicht so, sondern ganz anders anhört, verwundert wenig. Schröder kann sich's mit seinem Vorschlag, Entwicklungshilfe nur noch dann zu zahlen, wenn die entsprechenden Staaten ihre hier abgeschobenen Flüchtlinge zurücknehmen, auf dem rassistischen Konsenskissen bequem machen. Seit der Abschaffung des Asylrechts '93 geht's eh nur noch darum, die Festung Europa immer noch ein wenig mehr auszustaffieren und großmächtige Interessen rosig zu formulieren und dabei noch Applaus von allen aufrechten Demokraten einzuheimsen. Ich kenne keine Parteien mehr, nur noch Deutsche und will, das Kohl endlich Kaiser wird. Jens Petz Kastner, Münster

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