■ Querspalte: Knasthilfe aus Bukarest
Es gibt viele Möglichkeiten, einen maroden Staatshaushalt zu sanieren. Man kann die Goldreserven verkaufen, so man denn welche hat. Die rumänische Regierung verscherbelt jetzt ihr vergammeltes Tafelsilber: Die „Collection Ceaușescu“ kommt unter den Hammer. Nein, nicht der Nachlaß an mausgrauen Anzügen und die farblich darauf abgestimmten Nylonhemden des einstigen Diktators. Viel besser: Geschenke, mit denen ausländische Staatsoberhäupter das „Genie der Karpaten“ ehrten, werden versteigert. Eine Besichtigung der Sammlung, die einst mehrere Etagen des Bukarester Museums für rumänische Geschichte füllte und Generationen von Pionieren zu grenzenloser Bewunderung hinriß, lohnt. Denn der „größte Sohn des rumänischen Volkes“ heimste in seiner jahrzehntelangen Amtszeit einige erlesene Stücke ein.
Neben diversen Bronzebüsten und Porzellanstatuen – die meisten mit einem Porträt Ceaușescus und Gattin Elena –, roten Krawatten und Pionierhalstüchern finden sich ein Plüschbär, ein lederner Cowboyhut und 15 Kisten Havana-Zigarren. Der Direktor des Museums frohlockt. Auf rund eine Million Dollar taxiert er den Wert der Sammlung „zu Ehren des Kameraden Nicolae Ceaușescu“.
Die Chancen, die rund 25.000 Exponate nicht nur zu Geld machen, sondern auf diese Art auch entsorgen zu können, stehen so schlecht nicht. So manch ein Tourist, vorzugsweise aus Japan und Amerika, der sich einst um die Reste der Berliner Mauer schlug, kann es bestimmt kaum erwarten, sich ein Stück rumänische Diktatur ins Haus zu holen. Aber vielleicht denken die Rumänen nicht nur ans Geld, sondern haben auch noch ein Herz für einen echten Nostalgiker. Der ehemalige Genosse und Bruder des rumänischen Volkes, Egon Krenz, würde sich bestimmt über die eine oder andere geliehene Ceaușescu-Büste freuen, um eine wohnliche Atmosphäre in seinem neuen Ein- Zimmer-Apartment in Moabit zu schaffen. Dann hätte Krenz allerdings auch noch eine Rechnung mit Bukarest offen. Barbara Oertel
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