Kutips zum Wochenend

Das Sommerloch, jenes Gebilde, von dem Sie, werte Zielgruppe, in den vergangenen Wochen auf den Seiten dieser Zeitung ja nie etwas zu Gesicht bekommen haben, das Sommerloch also, es pfeift aus der letzten Öffnung. Nur noch dieses Wochende, und das Leben unserer Stadt ist wieder wie zuvor: Die Sonnenmilchflaschen kommen in den Schrank, die Kinderchen in die Schule und Sie selbst spätestens nach den Tagesthemen ins Bett, weil es fit zu sein gilt für den nächsten Tag. Aber immerhin, zwei Tage hat der Herrunsergott uns noch gegeben, um dem drohenden Alltagsfrust ein Schnippchen zu schlagen und den Rest der Urlaubskasse unter das Volk zu bringen.

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Ein Großteil jenes Budgets wäre auf der Strecke geblieben, wen man heute abend ins Stadionbad zur Nacht der Clubs hätte gehen können. Sie fällt aber aus (kein Witz), also gehen Sie da auch besser nicht hin!! Die nötige Dosis gehobene Wochendkultur zapft man sich stattdessen ab 17 Uhr in der Alten Molkerei Worpswede ab, wo Nuschia Slomma-Petterson und Gisela Rettig-Nicola ihre Ölgemälde zeigen. Wer danach einen Bogen über Lemwerder schlägt, kann beim dortigen 6. Drachenfestival 200 Drachenpiloten bestaunen und sich zur Belohnung dafür auch noch mit Bonbons bewerfen lassen. Wem das alles zu schöngeistig und intellektuell ist, schnallt die Inlineskater unter und bricht sich ab 14 Uhr die Gräten bei dem, wie die Veranstalter schreiben, Kommtzusammenereignis Fanta Fun-Tour im Pier 2.

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Sonntag dann zum Regenerieren der müden Beine ab ins Café Sand und anderen bei der Arbeit zusehen. Ab 9 Uhr finden ebendort die Beachvolleyball-Meisterschaften statt. Und, da das Geld am Vortag ja schon vollständig verpraßt wurde, bleibt für den Tag nur noch, sich direkt zweimal durch die Arte Povera führen zu lassen. (11.30 Uhr u. 16 Uhr). Voller Demut stolpern wir schließlich aus dem Sommerloch, zurück ins wirkliche Leben. taz