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Sihanouk kehrt zurück

■ Der kambodschanische König will in seiner Heimat angeblich nur beten

Bangkok (taz) – König Norodom Sihanouk ist gestern zum ersten Mal seit dem blutigen Putsch gegen seinen Sohn nach Kambodscha zurückgekehrt. Er flog jedoch nicht in die Hauptstadt Phnom Penh, sondern in den nördlichen Ort Siem Reap in der Nähe der berühmten Tempelanlage von Angkor. Dort wolle er an buddhistischen Zeremonien teilnehmen und für Frieden und Versöhnung für sein zerrissenes Land beten.

Obwohl er mitteilen ließ, daß er „nur aus religiösen“ Gründen in seine Heimat käme, rief er kurz vor seiner Abreise aus Peking alle politischen Seiten auf, „so schnell wie möglich einen allgemeinen Waffenstillstand zu schließen und nur friedliche und gewaltlose Mittel“ anzuwenden, um die „tragischen Fragen, die uns trennen“ zu lösen.

Premierminister Hun Sen, der seinen Kopremier Prinz Norodom Ranariddh Anfang Juli aus dem Amt vertrieben hatte, empfing den König zusammen mit seinem neuen Koregierungschef Ung Huot. Regierungspolitiker, ausländische Diplomaten und Tausende Bewohner der Region hatten sich am Flugplatz versammelt, als Sihanouk – lächelnd, Küßchen in die Luft werfend und sich zum traditionellen Gruß verneigend – aus der Maschine stieg. Sihanouk hat sich bisher geweigert, die neue Regierung anzuerkennen. Den von der Nationalversammlung zum Nachfolger des Prinzen bestimmten Ung Huot bezeichnete er als „Marionette Hun Sens.“

Sihanouks Rückkehr hat symbolisches Gewicht. Der König ist ohne politische Macht, verfügt aber über persönlichen Einfluß: Vor allem die ländliche Bevölkerung verehrt ihn, weil Kambodscha unter seiner Regierung in den fünfziger und sechziger Jahren einen kurzen Frieden und relativen Wohlstand erlebte. Jetzt hoffen viele, daß er im Machtkampf vermitteln und verhindern kann, daß sich die Kämpfe im Nordwesten des Landes zu einem neuen langen Bürgerkrieg entwickeln. Dort kämpfen die Soldaten Hun Sens gegen die Anhänger des Prinzen, die sich mit den Roten Khmer des nahe gelegenen Stützpunktes Anlong Veng verbündet haben.

Über 30.000 Menschen sind in den letzten Tagen nach Thailand geflohen. Hun Sen hatte die Appelle des geflüchteten Prinzen zurückgewiesen, für die Zeit des königlichen Besuches die Waffen schweigen zu lassen.

Auf die Frage, ob er der Regierung von Hun Sen nun seinen Segen geben werde, antwortete Sihanouk nach seiner Ankunft: „Ich bin der Vater aller Kambodschaner“ – eine diplomatische Form der Verneinung.

Hun Sen seinerseits hat in der Vergangenheit mehrfach deutlich gemacht, daß er die gesamte königliche Familie am liebsten loswerden würde. Andererseits hofft er, seinen angeschlagenen Ruf durch eine Anerkennung Sihanouks wieder aufzupolieren. Wenn der König in seinen Vermittlungsbemühungen erfolglos ist, bleibt ihm eine Hintertür offen: Er kehrt nach Peking zurück. In spätestens drei Monaten müsse er dort wieder zum Arzt, ließ er Anfang der Woche mitteilen. Jutta Lietsch

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