: Krankenkassen leiden an Schwindsucht
■ Defizit von vier Milliarden Mark in sechs Monaten: Erneute Beitragserhöhung steht an
Berlin (taz) – Wenige Wochen nach Inkrafttreten der dritten Stufe der Gesundheitsreform droht den gesetzlichen Krankenkassen der Kollaps. Trotz gesetzlich verordneter Sparmaßnahmen beträgt ihr Defizit in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mehr als vier Milliarden Mark. Die Versicherten müssen sich auf weitere Beitragserhöhungen gefaßt machen.
Zwar will Gesundheitsminister Horst Seehofer, CSU, die Halbjahresbilanz noch offiziell präsentieren, doch waren die Zahlen gestern bereits vorab in der Welt am Sonntag nachzulesen. Seit längerem gehen Insider davon aus, daß vor allem die dramatische Situation in den neuen Bundesländern fortwährend Löcher in die Kassenhaushalte reißt. Konkret haben die Ost-Kassen einen Rückgang ihrer Beiträge von 2,5 Prozent hinzunehmen. Schuld ist die hohe Arbeitslosigkeit. Etliche regionale Kassen, vor allem die AOK, hielten sich nur noch mit Krediten über Wasser, sagte ein Kassen-Vorstandsvorsitzender der taz. Zwar konnten die West- Kassen ihre Gesundheitsausgaben senken, aber erstmalig gingen auch ihre Einnahmen zurück. Sollten die Kassen ihre Beiträge erhöhen, würde auch die Zuzahlung für Heilmittel teurer. Rein rechnerisch müßte eine kleine Medikamentenpackung im Osten künftig 25 Mark Zuzahlung kosten. roga
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen