: Über das Anschaun des Tierfilms
für Rayk Wieland
Das Anschaun des Tierfilms verroht
Den, der ihn anschaut, denn der Idiot
Denkt nur an Tiere, die tödlich bedroht
Sind statt an Freund Mitmensch in seiner Not:
Das Anschaun des Tierfilms verroht.
Das Anschaun des Tierfilms macht geil
Man starrt Frau Gazelle aufs Hinterteil
Schwätzt lüstern und gierig von Köcher und Pfeil
Sucht nur im Voyeurismus sein Heil:
Das Anschaun des Tierfilms macht geil.
Das Anschaun des Tierfilms macht sentimental
Und das heißt soviel wie: Es macht brutal
Macht verlogen, vegan, triefäugig, banal
Und tierlieb wie Hitler, die Menschheitsqual:
Das Anschaun des Tierfilms macht sentimental.
Das Anschaun des Tierfilms macht sielmannrassistisch
Man starrt in den Bildschirm wie Günther der Goldfisch
Lobt das Recht des Starken, sozialdarwinistisch
Feiert Neger als Panther, sonntags beim Nachtisch:
Das Anschaun des Tierfilms macht sielmannrassistisch.
So wird man roh, so wird man auch geil
Wird von der ganzen Grütze ein Teil
Wird sentimental, wird sielmannrassistisch
Selbst die Anti-lope bleibt nicht anti-faschistisch:
Ist da denn keiner, der sagt: „Schreib das auf, Kisch!“?
Wiglaf Droste
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen