Scientology plant Demo

■ Protest gegen Überwachung durch Verfassungsschutz. Travolta erhofft

Berlin (taz) – Unter dem Motto „Breaking the wall of intolerance“ plant Scientology für Ende Oktober eine Großdemonstration in Berlin. Veranstalterin ist die in den USA ansässige Organisation „Freiheit für Religionen in Deutschland“, in der nach eigenen Angaben mehrheitlich Scientologen, aber auch Juden, Muslime, Buddhisten und Protestanten vertreten sind. Nach Angaben der Berliner Scientology-Sprecherin Ute Koch protestiere die Organisation gegen die bundesweite Überwachung durch den Verfassungsschutz seit Juni dieses Jahres. Diese sei „völlig ungerechtfertigt“. Mit der Demonstration solle darauf aufmerksam gemacht werden, daß in Deutschland Religionsfreiheit herrsche und Scientology deswegen auch als Kirche und nicht als Sekte behandelt werden müsse.

Nach Angaben der Scientology- Sprecherin werden „sehr viele Künstler“ aus den USA nach Berlin kommen. Auch deutsche Künstler würden erwartet. Namen wollte die Sprecherin nicht nennen, jedoch sei der Schauspieler John Travolta im Gespräch. Scientology gehe von „mindestens“ 10.000 TeilnehmerInnen aus.

Bereits Ende Juli hatten etwa 1.000 bis 1.500 Scientology-AnhängerInnen aus den USA und mehreren europäischen Ländern in Frankfurt demonstriert. Damals bekannten sich prominente US- KünstlerInnen wie der Bluesmusiker Isaac Hayes, die Schauspielerin Anne Archer („Fatal Attraction“) und der Jazzpianist Chick Corea als Scientologen. Vorgelesen wurde auch eine Grußadresse Travoltas mit Zitaten des Scientology-Gründers L. Ron Hubbard.

Für die Bundestagsabgeordnete Renate Rennebach, Fachfrau für Sekten bei der SPD, ist die Demonstration in Berlin eine „ganz große Nummer“ in der gegenwärtigen Scientology-Kampagne. So schaltete Scientology ganzseitige Anzeigen in den USA, wo sie den Umgang deutscher Behörden mit Scientology-Mitgliedern mit der Judenverfolgung im Nationalsozialismus verglich. Auch gab es mehrere kleinere Kundgebungen vor deutschen Konsulaten in Dänemark und der Schweiz. SPD- Sektenexpertin Rennebach wandte sich gegen ein Demonstrationsverbot. Daß die Polizei die Veranstaltung genehmigt habe, beweise einmal mehr, daß es keine „religiöse Verfolgung“ in Deutschland gebe. Julia Naumann