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Der Triumph des Zwerchfells

■ Selbstbewußtes Plus-Minus-Null: Der Comic-Verleger Christian Hesch

„Ich veröffentliche nur, was mir selbst gefällt.“Dieses sympathisch überzeugende Credo kommt dem Hamburger Comic-Verleger Christian Heesch leicht von den Lippen. „Mein Ziel ist: Plus-Minus-Null. Klar, schön wär's, wenn ein Heft irgendwann einmal das nächste finanzierte...“.

Sein neun Jahre alter Ein-Mann-Betrieb Zwerchfell ernährt weder ihn und seine Familie, noch seine ZeichnerInnen, zu denen inzwischen bekanntere wie Isabel Kreitz und Heimo Kinzler ebenso gehören, wie die berüchtigten Dinter-Brüder oder der Wilhelmsburger Markus Winter. Diese stehen zwar mit 10 Prozent Beteiligung am Verkaufspreis theoretisch besser da als die meisten Autoren im Literaturbetrieb, in den letzten zwei Jahren konnte ihnen aber praktisch kein einziger Pfennig ausgezahlt werden. Doch das stört die ZeichnerInnen wenig. Sie arbeiten zum Teil für ertragreichere Adressen wie Lappan oder Eichborn. Bei Zwerchfell veröffentlichen sie nicht um reich zu werden, sondern um machen zu können, was sie wollen. Und das gefällt.

Warum? Ein Blick zurück in die Achtziger Jahre soll diese Frage beantworten. Damals existierte in Deutschland eine unübersichtliche und wenig professionelle Fanzine-Szene. Es gab Hefte mit so einfallsreichen Namen wie Zebra,Amok oder Outside, in denen engagierte Hobby-Zeichner vor sich hin kritzelten. Wenn der private Zuschuß ausblieb, wurde das Fanzine wieder eingestellt. Christian Heesch war Teil dieser Sub-Subkultur und zeichnete im selbstverlegten Knock Out 'the Marvel-way' bis er feststellte, daß die Dinter-Brüder das in Sex Terry versierter konnten. Also wurde der Comic-Sammler Heesch 1988 Kleinverleger. Sein Zwerchfell Verlag bietet den ZeichnerInnen (die ihm gefallen) ein Forum, auf dem sie sich aus ihrem Fanzine-Dilletantismus emanzipieren und ihren eigenen Stil entwickeln konnten. Daß kleine Berühmtheiten wie Isabel Kreitz Zwerchfell dennoch treu bleiben, liegt nicht zuletzt an der Familiarität der heutigen Comic-Subkultur, die keineswegs provinziell ist.

Ein Markus Winter zeigt zum Beispiel mit seinen Figuren Bröse und Robert in Bröse zwo – Oil of Onan wie ein obskurer, politisch auf den ersten Blick inkorrekter Humor die Basis zum gesunden Haß auf die Ausgrenzungspraktiken 'unserer Demokratie' bilden kann. Robert ist ein lahmer, stummer Rollstuhlfahrer, den der fette Bürger Bröse mit ekelhaftem Einfallsreichtum malträtiert. Zwerchfell steht hier für das seltsame Phänomen, noch über rassistische, fiese Behindertenhasser wie den fetten Bröse zu lachen. Nicht weil diese lächerlich oder harmlos sind, sondern weil in diesem Comic-Lachen eine doppelte Reflexion einsetzt: Im Entsetzen über die eigene, nie eingestandene Behindertenfeindlichkeit tritt die rassistische, fiese Binnenstruktur gesellschaftlicher Wirkungsmacht hervor, ohne selbstgefällige Ohnmacht zu ermöglichen. Winters Comics zeigen, daß man dem Phänomen des scheinheiligen PC mit einem Zwerchfell begegnen kann, das gelegentlich auch grimmig und aggressiv sein muß. Ole Frahm

Zwerchfell-Comics sind in besseren Comic-Läden zu kaufen oder über den Hamburger Hummel-Versand zu bestellen.

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