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Morgenluft für Silberstreifen

■ Bezirk Altona: CDU und Statt Partei wollen Süllberg-Bebauung kippen Von Heike Haarhoff

Gute Aussichten für die Aussicht vom Süllberg: Am Donnerstag signalisierten Vertreter der CDU (Heiko Peters) und Statt Partei (Georg Berg), gegen den Bebauungsplan „Blankenese 3“ stimmen zu wollen, wenn dieser der Bezirksversammlung Altona noch vor der Sommerpause zum Beschluß vorgelegt wird. Damit gewinnt der langjährige Streit um die Bebauung des Süllbergs – als alter Burgberg mit Elbblick für viele BlankeneserInnen legendenumwobenes Wahrzeichen ihres Wohnorts – eine neue Dimension: Der Bebauungsplan wird nur dann rechtskräftig, wenn ihm mindestens zwei Drittel der Bezirks-Abgeordneten zustimmen. Das können Statt Partei und CDU verhindern. Der Plan müßte dann der Bürgerschaft vorgelegt werden, die ihn als Gesetz beschließen oder das Verfahren neu aufrollen kann.

Auf letztere Variante setzt die !Bürgerinitiative Süllberg“: „Die GALier aus der Bürgerschaft vertreten andere Interessen als die aus Altona“, ärgert sich GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Sabine Boehlich als BI-Mitglied über die Haltung ihrer ParteigenossInnen im Bezirk. Die nämlich unterstützen ihre Koalitionspartnerin SPD und sind dem Bebauungsplan-Entwurf wohlgesonnen.

Danach soll „Hamburgs schönster Elbblick“ – BI-Mitglieder schwärmen vom „einzigartigen Silberstreifen“ am Elb-Himmel – mit dreigeschossigen Neubauten plus Staffelgeschoß verdeckt, -baut und -schandelt werden. Rund 65 Wohnungen mit einer Brutto-Geschoßfläche (BGF) von 5300 Quadratmetern will der Investor, die Heidelberger Roland-Ernst-Gruppe, bauen. Die Stadt verkaufte 1991 die Grundstücke, darunter auch die Bergkuppe. Der Altbestand (2400 Quadratmeter BGF) soll erhalten und dem alten Süllberg-Restaurant per städtebaulichem Vertrag eine Betriebszeit von mindestens zehn Jahren garantiert werden.

25 000 Unterschriften sammelte die BI dagegen. Ihr Protest: Der Bebauungsplan sei einzig Investoren-freundlich. Die Häuserabstände seien zu gering, die Geschoßzahlen zu hoch, nach dem Baugesetzbuch sei eine Bruttogeschoßfläche von insgesamt höchstens 4000 bis 5000 Quadratmetern zulässig, erklärt Architektin Jutta von Tagen. „Und von Milieuschutz kann keine Rede sein“, ergänzt BI-Sprecherin Monika Lühmann.

Intern, so Curt Zimmermann von der Stadtplanungsabteilung, wurden diese Bedenken im Bezirk schon geprüft. Aber kaum berücksichtigt: „Wir halten an den Planungen weitgehend fest.“ Am 20. Juni wird der Stadtplanungsausschuß in öffentlicher Sitzung über den Entwurf abstimmen. Wenn CDU und Statt Partei an ihren Aussagen festhalten, wird es danach spannend.

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