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„Boxen tut mir nicht weh, aber kneifen“

■ Dariusz Michalczewski will morgen in Hamburg seinen WM-Titel verteidigen

Morgen um 22 Uhr kämpft Halbschwergewichtsweltmeister Dariusz Tiger Michalczewski in der Alsterdorfer Sporthalle gegen seinen Herausforderer Paul Carlo (live bei premiere). Die taz-sprach mit dem Wahl-Hamburger während einer Trainingspause.

taz: Wirst Du eine andere Taktik verfolgen als beim vorigen Kampf, als Du gleich zu Beginn zu Boden mußtest?

Dariusz Michalczewski:Ich muß dieses Mal ein bißchen ruhiger anfangen, damit mir sowas nicht noch einmal passiert. Meine stärksten Runden sind immer so die siebte, achte, neunte. Am Anfang bin ich immer sehr hektisch.

Es gibt ja unheimlich viele Boxverbände, erklär' das mal, bitte!

Nein, es gibt nur vier: WBA, WBC, WBO und IWF. Beim Boxen verdient nur der Weltmeister, beim Tennis, Fußball oder anderen Sportarten verdienen dagegen viele. Deswegen ist es für uns toll, daß es die vier Verbände gibt, denn so gibt es in jeder Gewichtsklasse vier Weltmeister, und so können vier Leute Geld verdienen.

Henry Maske wird vorgeworfen, stets gegen leichte Gegner anzutreten. Auch Dein Kontrahent Paul Carlo ist ein Nobody.

Warum Nobody? Der ist richtig gut drauf. Ich werde ihn nicht unterschätzen, ich bin psychisch richtig super eingestellt auf diesen Kampf.

Warum ist Boxen momentan so beliebt?

Weil es Leute wie Henry Maske und mich gibt. Weil wir zum Anfassen sind, weil wir eine normale Familie haben und natürlich auch, weil wir Erfolg haben.

Nun gibt es auch eine CD von Dir. Marky Mark rapt rockend „No mercy“. War Henry Maske mit seiner Hitsingle ein Vorbild?

Nein, wir haben das schon vor zwei, drei Jahren geplant.

Deine WM-Hose wurde beim Hafengeburtstag zugunsten der Kinder-Krebshilfe versteigert. Wieviel hat das eingebracht?

Oh, das weiß ich nicht. Aber ich mache oft solche Sachen, ich habe bestimmt schon 30.000 oder 40.000 Mark gespendet.

Hat man während eines Kampfes nicht ungeheure Schmerzen?

Das tut nicht weh, aber das kann man einem Mann wie Dir nicht erklären, weil Du wahrscheinlich nie was auf den Kopf gekriegt hast. Boxen tut nicht weh! Ich habe dagegen Schmerzen bei einer Spritze, bei der Blutabnahme, oder wenn mich jemand kneift.

Aber Deine Frau und Deine zwei Söhne haben doch trotzdem Angst um Dich, wenn Du kämpfst?

Bestimmt, aber bei uns Zuhause wird nie übers Boxen gesprochen. Meine Kinder beschäftigen sich nicht damit. Für sie ist mein Kampftag ein ganz normaler Tag.

Und was hälst Du von Frauenboxen?

Das ist unästhetisch. Es gibt aber Frauen, die das wollen, und dann soll man nicht „nein“ sagen. Die Frauen wollen heutzutage alles machen, was die Männer machen, und wenn man sagt, 'Nein, Ihr könnt das nicht', dann sind die sauer. Also sollen sie es probieren, aber für mich ist es unästhetisch.

Hast Du Dich auch auf dem Schulhof schon gehauen?

Ja, natürlich.

Warst Du da auch schon immer der Sieger?

Meistens, ja.

Fragen: Benjamin von Stuckrad-Barre

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