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Wie hieß denn bloß der Doc?

Modellprojekt: Eine Gesundheitsmappe soll gerade auch den älteren Patienten aktiv in seine medizinische Versorgung einbinden  ■ Von Lisa Schönemann

Verflixt, wie hießen bloß diese Tabletten, die im Frühjahr so schnell geholfen haben? Und welcher Doc hatte sie verschrieben? Jüngere Gelegenheitsnutzer des Medizinbetriebes können über ihre Gedächtnislücken noch lachen. Alten Menschen fällt es ungleich schwerer, im Sprechzimmer mit therapeutischen Details ihrer bisherigen Krankengeschichte aufzuwarten. Zumeist können sie sich nur noch „an den roten Schriftzug auf der Pillenschachtel“erinnern. Das Hamburger Krankenhaus Bethanien in Eppendorf hat jetzt einen Modellversuch gestartet, in dem die PatientInnen mit einer „Gesundheitsmappe“ausgestattet werden. In dem weißen Ordner soll alles dokumentiert werden, was mit dem Krankheitsverlauf zusammenhängt.

Sämtliche Untersuchungsergebnisse, Pflege- und Therapiedaten mit einem Handgriff erreichbar zu machen – dieses Ziel will die Klinik mit dem Projekt erreichen, das von der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) und einem Arzneimittelhersteller unterstützt wird. Für die Erprobung wurde eine geriatrische Station ausgewählt. Jede ältere PatientIn erhält bei der Entlassung eine Gesundheitsmappe. „Das ist das erste Mal, daß der Patient dieselben Informationen erhält, die früher im verschlossenen Umschlag an den behandelnden Hausarzt gingen“, lobt Brundhilde Merk, leitende Ärztin im Krankenhaus Bethanien, das neue Projekt.

Bettlägrige oder verwirrte ältere Menschen, die von der Klinik ins Heim wechseln, erhalten nun einen kompletten Datensatz, in dem aufgelistet ist, was sie noch selbst können, wobei sie Hilfestellungen benötigen und welche Medikamente zuletzt verordnet wurden. Bisher müssen diese Einzelheiten bei neuen Pflegebedürftigen in den Altersheimen erst mühsam zusammentelefoniert werden. Und auch für ältere Menschen, die nach Hause entlassen werden, „bedeutet es eine Umstellung, jetzt auf einen Pflegedienst zu vertrauen“, so Merk, da sei es hilfreich, die „gesammelten Werke“gleich parat zu haben. Sie müssen dann freilich darauf bestehen, daß jeder ambulante Pfleger, Physiotherapeut oder niedergelassene Arzt seine Arbeit in der Gesundheitsmappe dokumentiert.

Auf diese Weise soll die Datensammlung helfen, Doppeluntersuchungen und -verordnungen zu vermeiden und Wirtschaftlichkeitsreserven im Gesundheitswesen auszuloten. „Nach der Entlassung fällt der Patient oft in ein therapeutisches Loch“, sagt Jörg Bodanowitz, Sprecher der DAK. Der mangelnde Informationsfluß zwischen Klinik und Ärzten vor Ort ziehe einen Drehtüreffekt nach sich, bei dem Erkrankte statt einer effizienten ambulanten Versorgung nach kurzer Zeit wieder ins Krankenhaus eingewiesen werden.

Eine Studie der DAK über die Zufriedenheit Hamburger Klinikpatienten hatte im vergangenen Jahr ergeben, daß die psychosoziale Betreuung und die Vorbereitung auf die Entlassung oft nicht ausreichend sind. Insbesondere die Frage: „Wurde Ihnen im Krankenhaus Mut gemacht und Zuversicht vermittelt für die Zeit nach Ihrer Entlassung?“erhielt die schlechteste Gesamtnote in den Antworten der Patienten.

„Dieses Ergebnis belegt, daß die verschiedenen Einrichtungen im Gesundheitswesen nicht ausreichend miteinander kooperieren. Letztlich sind die Kranken die Leidtragenden.“Wenn die Gesundheitsmappe, deren Erprobung vom Institut für Medizin-Soziologie des UKE beobachtet wird, positiv aufgenommen wird, „sollte sie in die Regelversorgung übernommen werden“, so Brundhilde Merk.

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