piwik no script img

Randale in Marburg

■ Prügeleien zwischen Rechten und Linken wegen Wehrmachtausstellung

Marburg (AP/dpa/taz) – Bei Kundgebungen zur Wehrmachtausstellung in Marburg ist es gestern nachmittag zu Auseinandersetzungen zwischen etwa 300 linken und rund 50 rechten Gruppen gekommen. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Die Polizei sprach von drei Verletzten und zwei Festnahmen. Am Freitag hatte das Verwaltungsgericht Gießen die von der Stadt Marburg wegen der Gefahr von Ausschreitungen erlassenen Demonstrationsverbote für unzulässig erklärt.

Die Teilnehmer einer DGB- Demonstration protestierten in der Innenstadt gegen eine Kundgebung von Republikanern. Die Rechtsradikalen wollten gegen die Ausstellung demonstrieren, da sie die Wehrmacht verfälscht darstelle. Trotz eines Großaufgebots der Polizei griffen sich Teilnehmer beider Gruppen an. Nach Augenzeugenberichten wurden auch vereinzelt Schlagstöcke von Demonstranten eingesetzt. Unter den Verletzten war auch der rechtsradikale ehemalige Rechtsanwalt Manfred Roeder, der 1996 Tafeln der Ausstellung in Erfurt beschmiert hatte und deswegen zu einer Geldstrafe in Höhe von 4.500 Mark verurteilt wurde.

Die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung war am Freitag abend im Audimax der Philipps-Universität Marburg eröffnet werden. Der frühere SPD- Vorsitzende Hans Jochen Vogel nannte dabei die Dokumentation von Verbrechen der Wehrmacht „ein Element im Prozeß der Auseinandersetzung und des Erinnerns mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte“. CDU- Oberbürgermeister Dieter Möller hatte seine Teilnahme an der Eröffnung abgelehnt.

Der Hamburger Wissenschaftler Bernd Boll wies bei dem Festakt Fälschungsvorwürfe zurück. „70 Prozent der Unterlagen stammten aus den Akten der Wehrmacht selbst, zu einem größten Teil aus den sogenanten Kriegstagebüchern“, sagte er.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen