: Wie zählt man Vogelschwärme?
■ Beobachtungsprogramm für 200 Vogelarten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde vorgestellt
Das „Rastvogel-Monitoring“, wichtiger Bestandteil des neuen internationalen Beobachtungs- und Bewertungsprogramms zum Zustand des Nordsee-Wattenmeeres, wurde gestern bei Westerhever auf der Halbinsel Eiderstedt vorgestellt. „Glücklicherweise gibt es für die meisten Vogelpopulationen eine recht positive Entwicklung“, zog Diplombiologe Klaus Günther vom Projektbüro Wattenmeer des Worldwide Fund for Nature (WWF) ein erstes Fazit. Der 30jährige Ornithologe leitet den Einsatz von rund 50 Vogelzählern im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer-Nationalpark.
Nur die regelmäßige Zählung zur selben Zeit am selben Ort garantiere Genauigkeit und Erkenntnisse über die Entwicklung. Dabei werde nicht nur die Anzahl der Vögel registriert, „sondern auch, wie sie sich zusammensetzen, also den Jungvogelanteil“, erläuterte Günther die Aufgaben in der „Vogeldrehscheibe Wattenmeer“.
Mindestens 80 Vogelarten sind bei ihren Wanderungen zwischen nordeuropäischen Brut- und afrikanischen Überwinterungsgebieten auf das Nordseewatt als Rastplatz angewiesen.
Insgesamt zählt das Wattenmeer über 200 verschiedene Vogelarten, von denen 40 Prozent dort regelmäßig auftauchen. 90 Prozent sind Rastvögel aus den Tundren Skandinaviens, Sibiriens und Nordkanadas, wozu verschiedene Gänsearten zählen sowie viele Wattvögel. Jährlich rasten insgesamt bis zu zwölf Millionen Vögel im deutschen, niederländischen und dänischen Wattenmeer.
Abweichungs- und Fehlerquoten von bis zu 20 Prozent kalkulieren die Vogelzähler ein, denn das möglichst korrekte Erfassen ist wegen der unterschiedlichen Dichte der Vogelschwärme nicht einfach. Zu den 14tägigen Zählungen kommen zweimal jährlich entlang der gesamten Küste sogenannte Synchronzählungen.
Erfaßt und gemessen werden auch „schleichende Veränderungen“im Watt, wie klimatische Entwicklungen. Alle Daten werden national sowie im trilateralen Beobachtungs- und Bewertungsprogramm (TMAP) erfaßt. Dieses war 1992 von den Umweltministern Schleswig-Holsteins, Dänemarks und der Niederlande auf der Wattenmeerkonferenz im dänischen Esbjerg vereinbart worden.
Ziel und Zweck des Programms ist die Zusammenführung aller im Wattenmeer gewonnenen Daten. Damit soll eine ganzheitliche Betrachtung dieser Meeresregion gewährleistet sein, um so Veränderungen besser beurteilen und sicherer bewerten zu können. 1995 begann die TMAP-Einrichtung im nördlichsten Bundesland. Dazu sind zwei Mitarbeiterstellen im Landesamt für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in Tönning (Kreis Nordfriesland) geschaffen worden.
dpa
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