■ Kommentar: Das Ende eines Tandems
Puff, da war die Luft raus. Klaus-Rüdiger Landowsky mußte seinen Wünsch-dir-was-Luftballon wieder einsammeln. Monatelang hatte ihn der CDU-Fraktionschef steigen lassen und dabei die Stadt mit der Spekulation gefoppt, Berlin könne auf Bundesgelder hoffen. Zuletzt hatte er seine Seifenblase auf vier Milliarden Mark aufgepumpt. Geld, das der Hauptstadt moralisch und überhaupt zustehe. Nun hat Bürgermeister Diepgen selbst in den Ballon hineingestochen, und es gilt als abgemacht, daß er die Gelegenheit gerne nutzte, um Landowsky zu deckeln.
Der Strippenzieher der CDU läßt seit Wochen keine Gelegenheit aus, um den Partei- und Regierungschef zu piesacken. Fragen nach der politischen Zukunft Diepgens hat Landowsky mehrfach zweideutig beantwortet. Das hat die Boulevardpresse angestachelt, in diversen CDU-Bezirksverbänden nach Königsmördern zu fahnden. Das Resultat war dünn. Kein Brutus weit und breit, der das Messer unter der Toga trüge. Dennoch deutet sich hier das Ende einer Ära an. Die CDU hatte mit dem Tandem Diepgen–Landowsky eine ideale Besetzung. Lando war der Mann fürs Grobe, Diepgen der Beschwichtiger. Damit ist es vorbei, weil Diepgen erkannt hat, daß das immense Finanz- und Identitätsproblem der Stadt nicht (mehr) mit den Methoden Landowskys lösbar ist: die heißen Machterhalt, Klientelpolitik, Berliner Sumpf und taugen nicht für den Übergang von der Frontstadt zur Metropole. Ade Lando! Christian Füller
Bericht Seite 18
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