: Wahnsinniger Wirbel
■ BSE-Verdacht in Bayern. Kälber der kranken Kuh wurden aufgespürt
München/Dillingen (taz) – Zum ersten Mal ist möglicherweise in Bayern ein BSE-Fall aufgetreten, teilte diese Woche das bayerische Sozialministerium mit. Endgültige Klarheit wird erst eine Untersuchung nach dem sogenannten Western-Blot-Verfahren an der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten in Tübingen bringen, die bis Dienstag kommender Woche vorliegen soll.
Die verdächtige sechs Jahre alte Kuh kam 1995 aus der Schweiz in die Bundesrepublik und wurde im Zuge der Massentötung britischer und schweizerischer Rinder bereits im Mai eingeschläfert. Inzwischen wurde ein Nachkomme der Kuh getötet: ein Mastbulle im Landkreis Dillingen, das zweite Kalb befindet sich in Mecklenburg-Vorpommern unter amtsärztlicher Kontrolle.
Züchter von Schweizer Rindern fühlen sich jetzt erneut an den Pranger gestellt. Die Schweiz, so hieß es, teste fünfzehnmal so viele Rinder wie die Bundesrepublik. Daß man da auch mehr finde, sei folgerichtig. Die Tierärztin am „Bundesamt für das Veterinärwesen“ in Bern, Dagmar Heim, erklärte, daß die Schweiz in eigenen Labors Gewebeproben des angeblichen BSE-Rindes untersuche.
Im bayerischen Sozialministerium wurde bestätigt, daß es eine vergleichbare Reihenuntersuchung wie an den 2.375 getöteten Rindern aus Großbritannien und der Schweiz an deutschen Rindern nicht gebe. Deutsche Rinder würden nur im Verdachtsfall untersucht. Den Vorwurf, daß Deutschland durch unzureichende und zu wenige Tests „künstlich BSE-frei“ gehalten werden solle, haben schon mehrere Schweizer Wissenschaftler erhoben.
Bei deutschen Züchtern von Schweizer Rindern war die Betroffenheit nach den ersten Veröffentlichungen aus dem Sozialministerium groß. Daß die bayerische Sozialministerin Stamm den Verdachtsfall als Bestätigung für die umstrittene Tötungsaktion werte, sei bitter, erklärte der BSE-kundige Allgäuer Züchter Andreas Blank. „Die sollten lieber endlich auch in Deutschland gewissenhafter untersuchen, und zwar die Tiere aus dem kritischen Altersspektrum von vier bis sechs Jahren!“ Klaus Wittmann
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