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Der Sohn des „geliebten Führers“ tritt sein Erbe an

■ In Nord-Korea soll Kim Jong Il nun offiziell Partei- und Staatschef werden

Berlin/Seoul (AFP/taz) – Gut drei Jahre nach dem Tod des nordkoreanischen Präsidenten Kim Il Sung soll nun dessen Sohn Kim Jong Il offiziell Partei- und wohl auch Staatschef der Volksrepublik werden. Auf einem regionalen Parteitag der Kommunistischen Partei wurde der 55jährige als neuer Generalsekretär der Partei vorgeschlagen. Beobachter erwarten, daß er danach auch das Amt des Staatschefs übernehmen wird. Zwar galt Kim Jong Il auch bisher als Machthaber Nord-Koreas, formal war er jedoch lediglich Oberbefehlshaber der Armee.

Kim Jong Il sei am Sonntag von den Delegierten des Parteitags in Phyongsong einstimmig nominiert worden, meldete gestern die amtliche Nachrichtenagentur KCNA. Vizepräsident und Politbüromitglied Ri Jong Ok sagte, es sei der „einmütige Wunsch des Volkes“, Kim zum neuen Parteichef zu ernennen: „Wenn wir die revolutionäre Sache des Präsidenten (Kim Il Sung) vollenden wollen, sollten wir den Genossen Kim Jong Il wählen.“

Die Ämter des Partei- und Staatschefs blieben seit dem Tod seines Vaters unbesetzt. Kim Il Sung hatte Nord-Korea gegründet und fast 50 Jahre diktatorisch regiert. Nach seinem Tod 1994 begann eine dreijährige Staatstrauer für den „geliebten Führer“, wie der verstorbene Präsident noch immer in der offiziellen Propaganda genannt wird. Während dieser Zeit gab es immer wieder Spekulationen über Machtkämpfe in der nordkoreanischen Führung. Bereits nach dem Ende der Staatstrauer im Juli rechneten Beobachter mit einer Ernennung Kim Jong Ils. Jetzt wird erwartet, daß Kim am 10. Oktober, dem Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Nord-Koreas, vom Zentralkomitee an die Spitze der Partei gewählt wird.

Süd-Koreas Außenminister Yoo Chong Ha sah in der bevorstehenden formalen Machtübernahme Kims einen Prozeß der „Normalisierung“ des stalinistischen Nord-Koreas. „Je stabiler das Regime ist, desto besser für uns“, sagte er. In Seoul wird darüber spekuliert, ob Kim als offizieller Parteichef auch freiere Hand haben wird, die dramatische Hungersnot in dem Land zu bekämpfen. ps

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