: Am Kranzler rollen die Bagger
■ Baugenehmigung erteilt: Im Oktober beginnt der Abriß am Victoria-Areal für den Neubau des umstrittenen Hochhauses von Helmut Jahn. Signal für neue Türme
In das „Kranzler-Eck“ am Kurfürstendamm fliegt im kommenden Monat die Abrißbirne. Mit dem Beginn der Abrißarbeiten wird Raum geschaffen für den Neubau des umstrittenen Hochhausriegels des Chicagoer Architekten Helmut Jahn, der für das sogenannte Victoria-Areal einen gläsernen Büro- und Dienstleistungskomplex entworfen hatte. Abgetragen werden ein Drittel der „sägezahnförmigen“ Kranzler-Eck- Bebauung direkt am Kurfürstendamm sowie die Hofgebäude bis zur S-Bahn an der Kantstraße. Das Café Kranzler selbst bleibt stehen. Für das Bauvorhaben der Deutschen Immobilien Fonds AG (Difa) liege seit Dienstag die Bau- sowie die Abrißgenehmigung vor, sagte Helmut Jahn am Mittwoch auf einer Diskussionsrunde der Senatsbauverwaltung, die die Genehmigungen erteilt hat.
Die Bauvorbereitungen, so Jahn, „sollen bereits in der nächsten Woche beginnen“. Klar sei damit, daß das Gebäude, im Unterschied zum benachbarten Brau- und-Brunnen-Projekt „Zoofenster“, „jetzt auch wirklich gebaut wird“. Als Projektentwickler habe die Difa den Bauunternehmer Roland Ernst beauftragt, den 15geschossigen, 55 Meter hohen und 160 Meter langen Gebäuderiegel zu realisieren. Neu an der Planung, betonte Jahn, sei eine Autostraße, die von der Kantstraße in den Komplex hineinführe. Das Gebäude wird einmal von einer Passage vom Ku'damm bis zum S-Bahn-Viadukt durchschnitten.
Beate Profé, bündnisgrüne Baustadträtin in Charlottenburg, zeigte sich überrascht von der erteilten Genehmigung. Zugleich wies Profé auf der Diskussionsrunde noch einmal auf die ihrer Meinung nach zu großen Dimensionen des Bauvorhabens hin. In der Vergangenheit hatte sich die Baustadträtin geweigert, den Bauantrag für das Bürogebäude zu bearbeiten. Das Verfahren wurde an die Senatsbauverwaltung zurückgegeben, nachdem die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) „unisono“ die Planung abgelehnt hatte. Ihre ablehnende Haltung begründete Profé damit, das riesige Jahn-Hochhaus degradiere das denkmalgeschützte Kranzler- Café „zur Pförtnerloge“. Kritik hatte auch Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) geübt, der den „Handkantenschlag“ ins Kranzler-Eck verurteilte.
Der Beginn des Jahn-Projekts ist zugleich das Startsignal für weitere Hochhauspläne rund um den Bahnhof Zoo. Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit betonte am Mittwoch, daß „Hochhäuser an dieser Stelle notwendige Maßnahmen“ seien, um den Ort „weiterzuentwickeln“. Auf die Projekte der Difa und für das Zoofenster müsse „reagiert“ werden. Jakubeit plädiert darum für drei weitere Hochhäuser: an der Kantstraße, am Ku'damm-Eck und am Breitscheidplatz. Das denkmalgeschützte Schimmelpfenghaus – die Brücke über die Kantstraße – gehört ihrer Ansicht nach abgerissen. Außerem sollte das „kastrierte Hochhaus“ Kantdreick aufgestockt werden. Rolf Lautenschläger
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