piwik no script img

■ BundesligaHertha BSC gewinnt mühselig gegen Köln

Berlin (taz) – „Wenn der Letzte gegen den Drittletzten spielt, muß man ein Spiel dieser Qualität erwarten“, sagt Peter Neururer nach dem 0:1 seines 1. FC Köln bei Hertha BSC und fügte wohl im Stillen hinzu, daß, wer ein solch trauriges Spiel auch noch verliert, getrost seine Entlassung erwarten darf. Als Zugabe zum Defätismus, der Neururer aus jeder Pore sprang, hatte der Kölner Coach aber auch noch eine kleine Bosheit für den Berliner Kollegen parat. „Ich habe selten gesehen“, stocherte Neururer in Jürgen Röbers Wunden, „daß meine Mannschaft einen Gegner so beherrscht hat wie Hertha in der zweiten Halbzeit.“

Das mochte wohl stimmen, aber da hatte Sverrisson schon ein Tor für die Gastgeber erzielt (36.), und diese zogen sich weit in ihre Hälfte zurück, um die seltene Chance auf drei Punkte mit allem, was Beine hatte, zu wahren. „Verständlich in unserer Situation“, meinte Röber, gleichwohl meist verderblich, vor allem, wenn einem das Pech so am (grundhäßlichen) Trikot haftet wie bisher den Herthanern. Zu ihrem Glück stellte sich Kölns gepolsterter Angriff aber ebenso ungeschickt an wie auf der anderen Seite Kruse und Genossen, die das Publikum mit einigen der tolpatschigsten Konter marterten, welche die Bundesliga in ihrer langen Geschichte gesehen hat.

Den 45.000 Zuschauern war es egal. Ebenso wie die Herthaner sind sie bescheiden geworden. Sie nahmen den qualvoll erkämpften Sieg in einem Match zweier Konglomerate von Nervenbündeln als ausgleichende Gerechtigkeit. Nachdem Hertha erst gut gespielt, aber nie gewonnen, dann schlecht gespielt und verloren hatte, war es an der Zeit, einmal schlecht zu spielen und zu gewinnen. So sah es auch Jürgen Röber, der gleich zwei Premieren feiern durfte: den ersten Sieg und das erste Stürmer- Tor, selbst wenn es von einem zweckentfremdeten Abwehrspieler geköpft wurde, der anstelle der Millioneneinkäufe Roy und Tchami vorgeschickt wurde, „weil er sich reinhaut“ (Röber).

Immer noch Letzter sind die Berliner, aber jetzt „nur noch vier Punkte hinter Dortmund“, wie der Hertha-Coach grinsend bemerkte. Wenn sie diesen Abstand reduzieren wollen, müssen die Herthaner jedoch schleunigst wieder besser spielen. Einen solch braven Gegner wie den 1. FC Köln werden sie nicht oft bekommen.Matti Lieske

1. FC Köln: Menger – Kostner – Baumann, Schuster (71. Schmidt) – Thiam, Tretschok, Cichon (65. Vladoiu), Munteanu, Andersen – Gaißmayer, Polster

Tor: 1:0 Sverrisson (36.)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen