: „Analphase“ der Revolution
Ein wichtiger Politiker innerhalb der herrschenden „Allianz Demokratischer Kräfte für die Befreiung des Kongo“ (AFDL) in der Demokratischen Republik Kongo hat gegenüber der taz seinen Bruch mit Präsident Laurent Kabila verkündet. Emile Ilunga, Präsident des „Nationalen Widerstandsrats“ (CNR) innerhalb der AFDL und politischer Führer der am Krieg gegen Mobutu beteiligten sogenannten Katanga-Gendarmen, erklärte in einem Gespräch in Brüssel, er sei bereit, die Führung einer Korrektur von Kabilas Revolution zu übernehmen. „Wir haben gekämpft, um die Diktatur zu stürzen und einen demokratischen Übergang zu einem Rechtsstaat zu organisieren“, sagte er. „Aber wir befinden uns wieder in einer Diktatur, und die Übereinstimmungen mit der von Mobutu sind vielfältig.“
Ilunga wirft Kabila vor, Mitstreiter aus der Zeit des Befreiungskampfes an den Rand gedrängt zu haben. „Die Führung des Landes ist katastrophal“, bilanziert Ilunga Kabilas bisheriges Handeln. „Die minimalste Regierungsfähigkeit existiert nicht, es gibt kein erklärtes politisches Projekt und kein Regierungsprogramm.“ Kabila sei in der „Analphase“ der Revolution hängengeblieben. Nun sei es nötig, „die Phase der Korrektur“ einzuleiten — wenn nötig, mit „revolutionären“ Mitteln.
Um dies zu bewerkstelligen, will Ilunga die verbotenen politischen Parteien, die Organisationen der Zivilgesellschaft und auch die im Osten des Landes gegen die „ruandischen Besatzer“ kämpfenden Rebellenmilizen um sich scharen, deren Führer Charles Simba er gut kennt. Ziel sei, „den notwendigen Elan herzustellen, um die derzeitige Lage zu beenden“.
Die Aussagen von Ilunga haben erhebliches politisches Gewicht. Ilunga wie auch Simba waren in den 60er Jahren Verbündete Kabilas. Die im Exil in Angola lebenden sogenannten Katanga-Gendarmen, Veteranen der Sezessionskriege der 60er Jahre und ihre Söhne, waren maßgeblich am Krieg der AFDL gegen Mobutu beteiligt. François Misser
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