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Gewerkschaften bündeln Kräfte

■ Durch Zusammenschlüsse gestärkt, suchen die Gewerkschaften die Auseinandersetzung mit Arbeitgebern und Bundesregierung. Zwickel will "Bündnis für Arbeit" mit neuer Regierung

Berlin (dpa/AP/taz) – Durch Zusammenschlüsse gestärkt, demonstrierten die Gewerkschaften gestern auf ihren zahlreichen Kongressen, daß sie die Kraftprobe mit den Arbeitgebern und der Bundesregierung suchen. Der IG-Metall- Vorsitzende Klaus Zwickel erklärte, die Gewerkschaften würden sich in den nächsten Monaten in die Auseinandersetzung um die Zukunft Deutschlands einmischen. Der Vorsitzende der größten DGB-Gewerkschaft, die demnächst auch noch die Holz- und die Textilgewerkschaft unter ihr Dach holen wird, begrüßte die Fusionswelle im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) als eine Bündelung der Kräfte.

Zwickel bot für den Fall eines Regierungswechsels in Bonn ein neues „Bündnis für Arbeit“ an. „Der jetzigen Regierung fehlt zum Durchstarten die Kraft und zum Abdanken der Mut“, sagte Zwickel beim Kongreß der Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK) in Bielefeld. Für die nächste Tarifrunde in der Metallindustrie im Jahr 1999 kündigte er kräftige Lohnforderungen an.

Unterdessen schlossen sich in Hannover in der größten Gewerkschaftsfusion der Nachkriegsgeschichte die drei Traditionsgewerkschaften Chemie, Bergbau und Leder zur IG Bergbau-Chemie-Energie (BCE) endgültig zusammen. Als Vorsitzender der neuen IG BCE wurde mit einer Mehrheit von 95,8 Prozent der Stimmen der bisherige IG-Chemie-Chef Hubertus Schmoldt gewählt. Vizechef der neuen IG BCE wurde mit 94 Prozent der bisherige Zweite Vorsitzende der IG Bergbau, Klaus Südhofer. Nach seiner Wahl widersprach Schmoldt allerdings seinem Kollegen Zwickel: Ein Bündnis für Arbeit sei mit jeder Regierung denkbar, wenn „es zur konkreten und belastbaren Verabredung kommt“.

Auch die IG Bau wählte auf ihrem Gewerkschaftstag in Hamburg ihre Führungsriege. Klaus Wiesehügel wurde als Vorsitzender der IG Bauen-Agrar-Umwelt mit 74 Prozent der Delegiertenstimmen wiedergewählt. Auf dem Kongreß der viertgrößten Gewerkschaft innerhalb des DGB bekräftigte SPD-Parteichef Oskar Lafontaine seine Forderung nach einer Wende in der Lohnpolitik. Lohnzurückhaltung könne nur partiell die richtige Lösung sein. Kanzler Kohl ermahnte die Tarifpartner dagegen, ihre Tarifpolitik an der Beschäftigungssicherung auszurichten.

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