■ Nachschlag: Gattenmord – das Freie Schauspiel mit einer Boulevard-Krimikomödie
„Ein Psychokrimi wie er sein soll: schnell – hart – laut – intelligent.“ Wie gerne wollte man dem werbenden Eigenlob des Neuköllner Freien Schauspiels zustimmen. Aber von Tempo kann bei der Inszenierung von Markus Menhofer nicht die Rede sein. Zwischen lähmenden Umbaupausen werden behäbig Dialoge aufgesagt. Härte? Das könnte die Vorlage von Aldo Nicolay vielleicht bieten, wenn der britisch-zynische Humor auch tatsächlich mitgespielt würde. Aber so hölzern wie die Figuren daherkommen, verpuffen die Pointen noch bevor sie gemacht werden. Laut? Wird es nicht. Intelligent? Bedingt.
Bruno (Reinhard Böse) lernt am Strand die junge Eva (Ursula Preußer) kennen und gerät im Handumdrehen in ihre Fänge. Erst zerschrammt sie ihren Wagen, dann überfährt sie ein altes Ehepaar und läßt ihn dafür in den Knast wandern. Schließlich verfrachtet sie ihn in die Psychiatrie und verlangt dann noch, daß er bei der Ermordung ihres Ehemannes Mario (Michael Sauer) Hand anlegt. Da beide Männer Opfer der erdrückenden Liebe dieser Frau werden, müssen sie sich irgendwann gegen sie verbünden – die Frage ist nur, wann. Trotzdem: Auch ein voraussehbarer Krimi kann amüsant sein, wenn er nur nicht ganz so Ton in Ton mit der weiß ausgeschlagenen Bühne dargeboten werden würde, wie es hier geschieht.
Man kann verstehen, daß das Freie Schauspiel, das seit kurzem ohne öffentlichen Zuschuß auskommen muß, nach einem publikumsträchtigen Stück gesucht hat. Gerade das Populäre aber, das Boulevardtheater muß besonders gut gemacht werden. Axel Schock
bis 20.10., Do–Mo 20 Uhr, Freies Schauspiel, Pflügerstraße 3.
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