: Staat greift Beschäftigten immer tiefer in die Taschen
■ Die Kaufkraft stagniert: Sozialabgaben und Steuern fressen die Einkommenszuwächse auf
Frankfurt/Main (dpa) – Die Kaufkraft der deutschen Arbeitnehmer tritt trotz deutlich gestiegener Bruttoeinkommen in der ersten Hälfte der 90er Jahre auf der Stelle. Neben der laufenden Teuerung ist dafür vor allem der Staat verantwortlich: Mehr als jede dritte verdiente Mark wird im Durchschnitt für Steuern und Sozialversicherung abgezogen. Dies geht aus der aktuellen Erhebung zur Verdienstsituation in wichtigen Branchen hervor, die das Statistische Bundesamt gestern veröffentlichte.
Die Beschäftigten in den neuen Bundesländern hinken danach mit einem Bruttoeinkommensniveau von rund Dreivierteln noch deutlich hinter dem Westniveau her.
Die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste legten zwischen 1990 und 1995 um fast 22 Prozent auf 4.962 Mark zu, im Osten stiegen sie von 1992 bis 1995 um mehr als 35 Prozent auf 3.537 Mark. „Die Nettoverdienste haben diese Entwicklung aber nicht so deutlich mitgemacht“, sagte der Präsident des Bundesamtes, Johann Hahlen.
Die Abgabenquote stieg im Westen auf 34,9 (1990: 31) Prozent, im Osten auf 33,5 (1992: 28,6) Prozent. Die Nettoverdienste erhöhten sich im Westen um 14,9 und im Osten um 26 Prozent. Die Teuerungsrate im gleichen Zeitraum lag bei rund 16 Prozent.
Dabei wird das Datenmaterial durch einige Faktoren sogar noch geschönt: Der Rückgang der „klassischen“ Voll- und Teilzeitbeschäftigungen sowie die sinkende Zahl junger, geringverdienender Arbeitnehmer führt zu einer rechnerischen Erhöhung der Durchschnittsverdienste.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen