: Bedeutsam ist immer nur das eine
■ Vor allem saukomisch, nicht mehr und nicht weniger: Ralf Königs Comic „Kondom des Grauens“ in der Puppenspielversion des Theaters Meiningen macht Station im Tränenpalast
Der Film ist ziemlich gefloppt, doch die Showversion von „Das Kondom des Grauens“ spielt genau damit: mit den Bildern und der Sprache Ralf Königs. Sind dem Film eindeutig Grenzen gesetzt, wird auf der Bühne gebumst, was das Zeug hält. Die Inszenierung des Puppentheaters am Meininger Theaters von Königs „Das Kondom des Grauens“ ist denn auch die konsequente Umsetzung des Comics auf der Bühne.
Selten hat man(n) so leidenschaftlich zwei (Puppen)Männer es miteinander treiben sehen. Klar, schließlich dreht sich letzten Endes alles um das uralte Problem: ficken oder gefickt werden. Manchmal heißt es im Buch, das wie das Bühnenbild vom Autor selbst stammt, auch „vögeln“, aber König hat eine Vorliebe für die derberen Sprüche.
Genau darauf setzt die Puppenshow, die seit zwei Jahren erfolgreich durch die deutschen Lande tingelt. Mit viel Witz toben da die fünf Puppenspieler über die Bühne des ausverkauften Tränenpalastes. Schwarz gekleidet, leihen bis zu drei von ihnen nur einer Figur ihre Körper und führen sie quasi vor sich her. Die Puppenköpfe sehen aus wie ihre gezeichneten Vorbilder. Irgendwie haben alle Frauen und Männer die gleichen großen Münder, dicke Lippen und eine Knollennase. Da läßt sich nicht so viel transportieren, das gelingt weit besser auf verbale (die Stimmen kommen alle vom Band) und, nun, sagen wir es ruhig, auf akrobatische Art.
Der Plot ist schnell erzählt: In New York treibt ein schreckliches Kondom sein Unwesen. Denn es ernährt sich von des Mannes (angeblich) bestem Stück. Schwanz für Schwanz wird einfach abgebissen. Schlimme Sache, die eigentlich nur einer klären kann: Kommisar Luigi Mackaroni. Aus Italien stammend, schwul und mit einem riesigen Geschlechtsteil ausgerüstet. Genau das spielt dann eine zentrale Rolle und wird dementsprechend oft gezeigt (stellen Sie sich das mal in dem Film mit Luigi- Darsteller Udo Samel vor). Denn alle wollen von Mackaroni nur das Eine. Genau, seinen Schwanz. Egal, ob es sich dabei um eine Transe oder einen Stricher handelt. Verliebt sich der Kommisar zum Schluß zwar in seinen Stricher, liebt der doch nur wieder seinen – na, Sie wissen schon.
Auf alle Fälle geht die Sache gut aus. Mackaroni gewinnt den Kampf gegen den gefrässigen Pariser und verliert dabei seinen rechten Hoden. Welch ein Opfer! Vielmehr läßt sich zur Puppenshow nicht sagen. Ralf König will sein Publikum unterhalten. Nicht mehr, nicht weniger. Und das Klassenziel wird erreicht: Saukomisch und originell inszeniert kommt das „Kondom des Grauens“ daher. Andreas Hergeth
Noch bis zum Sonntag, Tränenpalast, jeweils 20 Uhr
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