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Alles andere als brotlos

■ Japanologie gilt als Orchideenfach. Und haben Japanologen auf dem Arbeitsmarkt eine Chance? Eine Umfrage unter Absolventen

Die Meinung, Japanologie sei ein Orchideenfach, ist nach wie vor recht verbreitet. Doch es gibt in Deutschland Japanologie-Studiengänge mit sozialwissenschaftlicher, berufsorientierter Ausrichtung. Zum Beispiel an der Freien Universität (FU).

In jedem Wintersemester fangen fünfzig bis siebzig StudentInnen mit Japanologie an. Nur rund zehn davon machen schließlich den Magister. Wie sieht der klassische Japanologiestudent eigentlich aus?

Er studiert durchschnittlich 14,5 Semester, war währenddessen mindestens einmal in Japan, insgesamt etwa ein Jahr lang. Und was wird schließlich aus den Absolventen?

Diese Frage stellen sich auch angehende Japanologen. Deshalb haben sich fünf Studenten der FU- Japanologie unter den bisher rund 140 Absolventen einmal umgehört. Von Anfang Juli bis Mitte September dieses Jahres wurden 95 Fragebögen zum Thema „Japanologie und Beruf“ verschickt. Die Rücklaufquote lag bei knapp fünfzig Prozent. Die Auswertung dieser Umfrage ergab: Der Großteil der Absolventen ist derzeit berufstätig, gerade mal sieben Prozent der Befragten fanden bislang keinen Job.

Als Japanologe kann man theoretisch in fast jedem Berufszweig unterkommen. Dennoch arbeitet der größte Teil in der Wissenschaft, mehr noch als im Berufsbereich Wirtschaft. Doch unter den Absolventen finden sich auch andere Berufsgruppen: Journalisten, Diplomaten oder Übersetzer beispielsweise. Schon diese Ergebnisse dürften das Vorurteil relativieren, das Japanologiestudium sei in erster Linie exotisch, und die StudentInnen studierten am Ende doch nur für die Arbeitslosigkeit.

Wichtige Einstellungsvoraussetzungen waren für mehr als die Hälfte der Befragten neben den Sprachkenntnissen auch die im Studium erworbenen Kenntnisse der japanischen Kultur und Gesellschaft. Es reicht eben nicht, mal einen Sprachkurs zu machen, um sich wirklich in Japan zurechtfinden zu können. Man muß mehr über Land und Leute wissen, um sie soweit verstehen zu können, daß man dieses Wissen guten Gewissens weitervermitteln kann.

Das Japanologiestudium kann auch finanziell eine lohnende Sache sein. Das durchschnittliche Einkommen der Befragten liegt bei rund 4.900 Mark, und die meisten Absolventen sind mit ihrer jetzigen Tätigkeit durchaus zufrieden.

Das bestätigten fast drei viertel der Absolventen, sie würden dieses Studium noch einmal machen. Die Erwartungen an das Studium scheinen sich erfüllt zu haben, nämlich interessant zu sein und mehr über eine fremde Sprache und Kultur zu erfahren.

Allerdings würden mehr als achtzig Prozent der Befragten nur dann zu einem Japanologiestudium raten, wenn man zusätzlich ein Methodenfach studiert und vor allem zielstrebig und mit großer Eigeninitiative arbeitet.

An einem mangelt es Japanologen auf keinen Fall: Engagement. So präsentierte sich die Japanologie auf Initiative der StudentInnen bei den Berliner Asien-Pazifik- Wochen im Oktober mit einem zweiwöchigen, breit gefächerten Programm der Öffentlichkeit.

In diesem Rahmen organisierten Studenten zahlreiche Projekte, mit deren Durchführung sie eine zusätzliche Qualifikation für das spätere Berufsleben erwarben. Dazu gehörte die Herausgabe der deutschen Version einer japanischen Tageszeitung oder der Aufbau einer Online-Berufsvermittlung für Japanologen.

Hier zeigt sich einmal mehr, daß Japanologen nicht nur Studenten eines Orchideenfaches sind, sondern Allrounder, die Interessierten Auskünfte über das erteilen können, was sie schon immer über Japan wissen wollten. Japanologie ist eben alles andere als eine brotlose Kunst. Nina Goßlau

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