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Bei der Expo ist schon vor Beginn Ebbe in der Kasse

■ Kostendeckung ist immer unrealistischer. Jetzt werden weitere Bürgschaften gefordert

Hannover (taz) – Die hannoversche Weltausstellungsgesellschaft Expo 2000 GmbH kann ihren Finanzplan nicht einhalten. Ohne neue Bürgschaften des Bundes und des Landes Niedersachsen drohen ihr bereits Anfang kommenden Jahres Zahlungsschwierigkeiten.

„Bei der Expo-Gesellschaft sind erhebliche Liquiditätsprobleme deutlich geworden“, sagte diese Woche im niedersächsischen Landtag der Grünen-Fraktionsvorsitzende Pico Jordan in einer von seiner Fraktion beantragten Debatte. Der Expo-Aufsichtsrat habe auf seiner letzten Sitzung am 26. September von Niedersachsen und dem Bund eine Aufstockung der Bürgschaft für die Weltausstellungsgesellschaft um 500 Millionen Mark verlangt. Damit sollten die von Bund und Land verbürgten Kredite der Expo GmbH auf nunmehr 970 Millionen erhöht werden. Bisher ist in den langwierig ausgehandelten Expo-Verträgen nur vorgesehen, daß Land und Bund notfalls mit je 235 Millionen für Expo-Verluste geradestehen.

Bürgschaften sollen aufgestockt werden

Für den Grünen-Politiker Jordan ist dies der offizielle Abschied von einer kostendeckenden Expo. „Die Weltausstellung entwickelt sich zu einem Millionengrab, das der Steuerzahler nach dem Ende der Party zu verfüllen hat“, sagte Jordan. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Peter Fischer, der vor „Panikmache“ der Grünen warnte, und auch die Expo- Freunde in den Fraktionen von SPD und CDU bestritten in der Landtagsdebatte den erhöhten Kreditbedarf der Weltausstellungsgesellschaft nicht.

Hintergrund der drohenden Liquiditätsprobleme der Expo GmbH sind Einnahmen weit hinter Plan bei den beiden wichtigsten Posten Sponsoring und Kartenvorverkauf. Der Vorverkauf der Expo-Karten sollte ursprünglich bereits in den Jahren 1997 und 1998 anlaufen, inzwischen rechnet die Expo GmbH erst ab Ende nächsten Jahres mit relevanten Erlösen aus der Vermarktung der 69 Mark teuren Expo-Tickets, durch die sie insgesamt 1,6 Milliarden einnehmen will.

Mit unrealistischen Besucherzahlen kalkuliert

Besucherzahlen von bis zu 450.000 am Weltausstellungssamstag oder -sonntag, die die Expo GmbH bei dieser Einnahmerechnung zugrunde legt, kritisierte Grünen-Politiker Jordan am Donnerstag im Landtag als völlig unrealistisch. Mehr als gleichzeitig etwa 300.000 Besucher fasse das 160 Hektar große Weltausstellungsgelände auch nach den Berechnungen der Expo GmbH nicht, sagte Jordan. Nach den vorliegenden Verkehrsgutachten könnten pro Tag höchstens 315.000 bis 360.000 Besucher die Ausstellung erreichen.

Auch Sponsoringverträge, aus denen die Expo GmbH insgesamt 800 Millionen einnehmen will, haben bisher kaum Geld in deren Kasse gebracht. Abgeschlossen hat die Expo GmbH in der Regel Sponsorenverträge auf Gegenseitigkeit, bei denen etwa Bahn und Lufthansa kostenlos das Expo- Logo auf ihre Verkehrsmittel kleben oder „World-Partner“ der Expo wie Siemens Nixdorf und die Telekom der Expo GmbH kostenlos Geräte zur Verfügung stellen. Der Aufsichtsrat der Expo hat auf seiner letzten Sitzung neben der Erhöhung des Kreditrahmens denn auch bisher geplante Ausgaben von insgesamt 200 Millionen Mark gestrichen. Allein 80 Millionen Mark sollen bei der Weltausstellung mit einstigem Öko-Image nun ausgerechnet dadurch eingespart werden, daß ihre Eintrittskarten nicht mehr gleichzeitig als Fahrschein für den öffentlichen Nahverkehr in Hannover gelten. Jürgen Voges

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