piwik no script img

Ausgetillt und abgeobelt

■ Das Komikerduo Till und Obel als Trio im Modernes

Deutschlands Einschaltquoten waren am Samstag dominiert vom Länderspiel zur WM-Qualifikation. Gegen Bertis Mannen antreten zu müssen, bedauerten also auch die Fußballfreunde Till & Obel und erkundigten sich noch vor Anpfiff des eigenen Programms nach dem letzten Spielstand. Denn trotz der Fernsehkonkurrenz hatten sich alle Bremer Comedy-Fans ins ausverkaufte Modernes hineingezappt.

Ohne Aufwärmen ging es zur Punktejagd nach dem großen Lacher: „Uns kann keiner“lautete der Titel ihrer Veranstaltung, denn Till & Obel sind einfach „profeschenell“. Seit Mitte der 80er Jahre gehören sie zur Bundesliga der Komödianten. Bekannt aus Funk und Fernsehen etablierten sie sich vor allem mit brillanten Parodien von zeitgeistigen Prominenten. So wurde auch bei diesem Auftritt wieder auf die Bretter geschickt, was Rang und Namen hat.

Mit „Dieter-Thomas Häck“und „Peter Alexander“begann die erste Halbzeit und erlebte bald ihren Höhepunkt mit dem rappenden Häck in fantastischer Manier. Hierbei überzeugte die Entscheidung, den früheren Keyborder ausgewechselt zu haben. Denn Till & Obel laufen dort zur Höchstform auf, wo sie sich musikalisch in den Strafraum wagen. Die neue Assistenz heißt Volker Wendland und ist ein rechter Könner an den Tasten.

Anschließend mußte „Lihilo Wanders“im Sturm gegen „Frank Beckenbauer“herhalten. Bei dieser Phase zeigten sich einige Schwächen, wurden großangelegte Possen erstmals zotig abgefälscht. Ende der 90er haben auch die Parodien des großen Kanzlers „Gohl“und des kleinen „Nobbi Blüm“definitiv an Originalität verloren.

Wo die Witze flacher wurden, lebten sie nur mehr vom eigenen Duktus der westfälischen Mundart. Ein stetes „Hömmal, Hömmal...!“reanimierte den Vortrag an jenen Stellen, die selbst dem großen Werner Hansch wohl peinlich gewesen wären.

Doch das Publikum war genügsam und begeistert. Und nach der Halbzeitpause wurde ja auch noch einmal verschärft Humor getrieben. Im Moonwalk eines „Michaels Jacksion“und im bewährten „We are the World“-Finale machten sich Obel Obering und Till Hoheneder zu wahren Meistern der Verwandlung.

Als Sangesbrüder sind sie halt am besten, nicht so sehr als Kabarettisten der letzten Stunde. Deshalb ging man nach allerlei Zugaben summend nach Hause: Witzischkeit kennt keine Grenzen und Deutschland hat wieder mal gewonnen. Helene Hecke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen