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Anpfiff für Investoren im Olympiastadion

■ Das Land und der Bund suchen für die Vermarktung des Olympiageländes einen Projektentwickler. Der soll Investoren zur Sanierung und Bebauung des Areals gewinnen. Grüne kritisieren: Denkmalschutz un

Im Streit zwischen dem Bund und dem Land Berlin um die Sanierung des maroden Olympiastadions haben sich die beiden Kontrahenten von einer internen Lösung verabschiedet. Statt dessen wollen die Sportverwaltung und das Bonner Finanzministerium mittels einer „europaweiten Ausschreibung“ nach einem Projektentwickler Auschau halten, der sich auf die Suche nach privaten Investoren für das 130 Hektar große Areal machen soll. Das Dienstleistungsunternehmen, so die Auslobung, erhält den Auftrag, neben der Vorbereitung für das Investorenauswahlverfahren „eine Konzeption für eine wirtschaftlich tragfähige Nutzung“ des gesamten Olympiageländes zu erarbeiten. Dem möglichen Investor soll später die Arena samt Maifeld und Sportforum „unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden“.

Hintergrund der konzertierten Aktion von Bonn und Berlin ist, daß sowohl bei den „Übernahmeverhandlungen zum Reichssportfeldgelände“ durch das Land als auch bei den Gesprächen „über die Beteiligung des Bundes an den Sanierungskosten kein Einvernehmen erzielt werden konnte“, erklärte Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD). Der Bund als Eigentümer des Geländes hatte sich geweigert, der Hauptstadt Mittel für die Modernisierung bereitzustellen. Das Land als Pächter lehnt eine Übernahme der Immobilie ab, weil eine damit verbundene Sanierungsverpflichtung die Haushaltskasse mit mehreren Millionen Mark belasten würde. Ohne Sanierung droht dem ehemaligen Nazistadion von 1936 die Schließung.

Der Bund und das Land, so Stahmer, „sehen sich nicht in der Lage, für eine Neustrukturierung des Gesamtareals öffentliche Mittel einsetzen zu können“. Darum habe man sich verständigt, ein Konzept für die „Investorenlösung“ durch ein privates Dienstleistungsunternehmen vorbereiten zu lassen. Die Verwaltungen selbst verfügten nicht über das Know- how und die „entsprechenden Ressourcen“, einen derartigen Wettbewerb durchzuführen. Für diese Aufgabe seien „in hohem Maße wirtschaftlicher Sachverstand und fundierte Erfahrung im Bereich der Projektentwicklung nötig“, betonte Stahmer.

Der Projektentwickler soll bis zum Ende des Jahres feststehen, hofft Stahmers Sprecherin Almuth Draeger. Konkrete Angebote lägen bereits vor, derzeit befinde man sich im Stadium der „Interessensfindung“ – was bedeutet, „wir suchen noch“.

Das Bestreben des Senats, über die Zukunft des Olympiageländes ein Dienstleistungsunternehmen mitentscheiden zu lassen, stößt bei Dietmar Volk, sportpolitischer Sprecher der Bündnisgrünen, auf Kritik. Die Vorbereitung des Investorenwettbewerbs durch einen privaten Projektentwickler, so Volk, berge die Gefahr, daß die öffentlichen Interessen und Nutzungsmöglichkeiten sowie der Denkmalschutz für das Areal außen vor blieben. Zugleich bedeute die Auslobungsstrategie, das Gelände primär unter Vermarktungsgesichtpunkten zu betrachten. „Das wird dann von den Rändern zugebaut“, befürchtet Volk. Außerdem existierten Überlegungen, ein reines Fußballstadion auf dem Gelände des Hockeyfeldes zu errichten. Die Modernisierung des Olympiastadions könnte damit unter den Tisch fallen. Volk sprach sich für eine behutsame Sanierung des Reichssportfeldes ohne Neubaumaßnahmen aus.

Draeger läßt die Kritik von Volk nicht gelten. Der Dienstleister solle zwar „ein Konzept ohne Schere im Kopf“ erarbeiten. Das Land könne aber jederzeit seine Interessen in das Verfahren durch die Fachverwaltung einbringen. Rolf Lautenschläger

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