: Naturschutz sollte kein Tabu sein
■ Internationaler Küstentag der Umweltschützer in Stade: WWF akzeptiert und kritisiert zugleich die Vertiefung der Elbe
Gegen die Vertiefung der Unterelbe sei wohl nichts mehr zu machen, bedauerte Carl-Albrecht von Treuenfels. Nachdem auch die Hamburger Grünen in den Koalitionsverhandlungen mit der Hanse-SPD dem „Ausbau des Stromes“zugestimmt haben, müsse „das wohl akzeptiert werden“, erklärte der deutsche Vorstandsvorsitzende der Umweltstiftung World Wildlife Fund (WWF) gestern auf dem 15. Internationalen Küstentag in Stade. Er findet im Vorfeld der heute beginnenden achten Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres mit Vertretern aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden statt.
Mit Kritik hielt der WWF sich dennoch keineswegs zurück. Der von den jeweiligen Landesregierungen betriebene Ausbau der Elbe wie auch von Weser und Ems sei „naturzerstörerisch“, so der WWF-Wattenmeerexperte Holger Wesemüller: „Wir brauchen eine Strategie, die mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie.“Das würde erhebliche Kosten sparen und wäre zudem erfolgversprechender.
Das gelte nicht zuletzt für den Sturmflutschutz. Die Öffnung von Sommerdeichen, so Wesemüller, „darf kein Tabu bleiben“, in den Flußmündungen müsse wieder mehr Flutraum zur Verfügung gestellt werden. „Wenn alle Polder im Kehdinger Land und in der Haseldorfer Marsch geöffnet werden, gibt es in Hamburg um 50 Zentimeter niedrigere Flutstände“, rechnete der WWF-Experte vor. Statt dessen würden für Millionen Mark Deiche erhöht und die Flüsse zu Kanälen degradiert.
Manche Experten gingen davon aus, daß unter solchen Bedingungen der Sturmflutpegel im deutschen Wattenmeer um fast einen halben Meter im kommenden Jahrhundert ansteige. Die Strände der friesischen Inseln würden sich damit schneller verlagern und Salzwiesen stärker veröden.
Am 15. Internationalen Küstentag in Stade, der vom WWF und von der niederländischen und dänischen Wattenvereinigung organisiert wurde, nahmen mehr als 250 Mitglieder von Umweltverbänden aus Dänemark, Holland und Deutschland teil. smv
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