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Feuer im Abschiebeknast Grünau

■ 21 Verletzte, nachdem Schaumstoffmatratzen in Sammelzelle angezündet wurden. Wer den Brand gelegt hat, ist bisher noch unklar

Durch ein vorsätzlich gelegtes Feuer sind im Abschiebegefängnis Grünau in der Nacht zum Montag 21 Menschen verletzt worden. Sie mußten mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus, 13 von ihnen konnten am Vormittag wieder entlassen werden. Nach ersten Ermittlungen der Brandkommission seien drei Schaumstoffmatratzen angezündet worden, teilte die Polizei mit. Von wem und wie genau der Brand gelegt wurde, war gestern noch unklar.

Das Feuer brach den Angaben zufolge gegen 23 Uhr in einer Sammelzelle aus, in der zehn Häftlinge unterschiedlicher Nationalität untergebracht waren. Die Feuerwehr konnte die Flammen rasch löschen. 50 Häftlinge wurden vorübergehend aus dem dritten Stock des Polizeigebäudes evakuiert.

Die zehn Zelleninsassen, sechs Bewohner der Nachbarzelle und fünf Polizisten wurden vorsorglich mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht. Neun Häftlinge und vier Polizisten konnten die Klinik bis gestern mittag wieder verlassen, die übrigen sollten noch bis Dienstag unter Beobachtung bleiben.

Ingesamt sind in Grünau derzeit 300 Menschen inhaftiert und warten auf ihre Abschiebung. Der Abschiebeknast in Grünau ist vor knapp zwei Jahren gebaut worden. Vor einem Jahr hatte Innensenator Jörg Schonbohm (CDU) die Zustände in dem Gefängnis explizit gelobt. Die Abschiebehäftlinge seien weitestgehend in Sammelunterkünften mit bis zu sechs Personen untergebracht, hieß es damals in einem Bericht an den Senat. In den Zellentrakten herrsche große „Freizügigkeit“. Die Förderung sozialer Kontakte habe zu einer „deutlichen Entspannung“ der Haftsituation geführt.

Antirassistische Gruppen hatten dagegen die Haftbedingungen immer wieder kritisiert: So gebe es außer dem Hofspaziergang keine Freizeit- oder Beschäftigungsmöglichkeiten für die Gefangenen. Auch das obligatorische Informationsblatt über ihre Rechte werde Neuinsassen vorenthalten. Viele Insassen wüßten deshalb gar nicht, warum sie hinter Gittern säßen. In den Zellen sind nicht nur die Fenster vergittert, sondern im Abstand von einem Meter ist eine zweite Gitterwand eingezogen. Die Häftlinge können weder die Fenster zum Lüften selbst öffnen noch die Heizung regulieren. nau

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