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Unterm Strich

Cineasten sollten sich ab morgen im fränkischen Hof aufhalten, wenn dort die „31. Hofer Filmtage“ beginnen. 58 Lang- und 26 Kurzfilme aus aller Welt gibt es diesmal zu entdecken – traditionsgemäß allesamt als deutsche Premieren. Zu sehen ist dort etwa Wim Wenders' neue Arbeit, „Das Ende der Gewalt“, die in Cannes allerdings ziemlich reserviert aufgenommen wurde. In Hof zeigt Wenders eine überarbeitete Fassung seiner in den USA gedrehten Parabel über verschiedene Formen der Gewalt.

„Winterschläfer“, ein vielschichtiger Liebesfilm des jungen Berliner Regisseurs Tom Tykwer, steht für den neuen deutschen Film jenseits nervigen Komödiengeschrammels. dpa zitiert den Filmtagechef Heinz Badewitz mit den Worten: „Da rührt sich unheimlich viel.“ Helke Sander etwa erzählt in ihrem Road-Movie „Dazlak“ (türkisch für „Skinhead“) von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, Thomas Hausner greift nach der pfiffigen Collage „Es lebe die DDR!“ jetzt mit „Made in Germany“ die westdeutsche Wirtschaftswunderwirklichkeit auf. Und Friedemann Fromm liefert mit seinem tragikomischen Heimatfilm „Zum Sterben schön“ eine Liebeserklärung an München und die kleinen Leute.

Auch bei den ausländischen Produktionen setzt Hof auf den etwas anderen Ton. Aus Amerika kommen statt der Hollywood-Größen die „Independents“: Jim Jarmusch ist mit „Year of the Horse“ vertreten, der Spanier Pedro Almodovar mit „Life Flesh“. Die Retrospektive ist diesmal dem Australier Bill Bennett („Kiss or Kill“) gewidmet. Wie in Cannes dürfte auch in Hof Michael Winterbottoms Kriegsdrama „Welcome to Sarajevo“ für heftige Diskussionen sorgen.

„Wir wollen ganz bewußt ein Festival des Dialogs bleiben“, sagt Badewitz. Deshalb gibt es bei den Filmtagen, abgesehen von Auszeichnungen wie dem Filmpreis der Stadt Hof und dem erstmals verliehenen Ausstattungspreis, keinen Wettbewerb.

In Karlsruhe kamen 40.000 Besucher zur Eröffnung des neuen Zentrums für Kunst und Medientechnologie ZKM (siehe taz vom 15.10.). Den größten Andrang gab es im Medienmuseum, wo die Besucher vor interaktiven Installationen Schlange stehen mußten. Der Spieltrieb des Menschen, so scheint es, ist ungebrochen und kommt im virtuellen Zeitalter so richtig auf seine Kosten.

Der Dirigent des Deutschen Symphonieorchesters Berlin, Vladimir Ashkenazy, ist gestern im Berliner Roten Rathaus mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet worden. Unvermeidlicherweise phraselte aus diesem Anlaß Eberhard Diepgen munter vor sich hin und würdigte den „großen Beitrag“ Ashkenazys zum Musikleben der Stadt. Er habe maßgeblich dazu beigetragen, daß „Berlin um seinen musikalischen Reichtum mitunter beneidet werde“.

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